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Veröffentlichtes und Nichtveröffentlichtes über und aus Körbecke
Tödliche Messerstecherei in Koerbecke von Kurt Bremer In der Abteilung Verstorbene des Körbecker Kirchenbuches vom Jahre 1830 habe ich 2 hintereinander stehende Eintragungen gefunden, die mein Interesse an dem damaligen Geschehen sofort geweckt haben und an deren Hintergrund ich natürlich sehr interessiert war. Dort standen unter den laufenden Nrn 14 und 15 folgende Verstorbene aufgeführt:
Wilhelm Ignatius Wittkopp, Sohn des Ackermannes Bernh. Wittkopp, 20 Jahre, gestorben am 13. April 1830 an den Folgen von tödlichen Messerstichen Fridericus Wilhelmus Engemann, Junggesell, 27 Jahre, gestorben am 21. April 1830 an den Folgen tödlicher Messerstiche. Die Eintragungen hatte der damalige Pastor W. Finkelnburg vorgenommen.
Meine weiteren Recherchen ergaben, dass der Wilhelm Wittkopp, geb. am 28.12.1809, aus Schmiddes Hause und der Friderich Engemann, geb. am 31.12.1802, vom Bockshof stammten. Mehr war über diese Mordgeschichte jedoch nicht herauszufinden. Bei Recherchen über die Körbecker Auswanderer stieß ich auch auf die Familienchronik der Maria Jacobi geb. Jürgens (Sauerlands), die mir freundlicherweise der jetzige Inhaber des Hofes, Josef Jacobi, zur Verfügung gestellt hatte, und in der sie in ihren Ausführungen über ihre Vorfahren unter anderem festgehalten hatte, dass ihr Großvater mütterlicherseits, Ignaz Bremer aus Mantels Hause, der in Tönen Haus geheiratet hatte und später viele Jahre Vorsteher der hiesigen Gemeinde war, unter anderem auch die schreckliche Messerstecherei vom Jahre 1830, wobei 2 junge Leute von hier ihr Leben einbüßten, ins Gemeindebuch eingetragen habe. Nun konnte ich die Spur wieder aufnehmen und fand dann in der Körbecker Gemeindechronik - aufgeschrieben von dem Ortsvorsteher Ignaz Bremer – unter dem Monat April 1830 - die nachfolgende Eintragung:
In diesen Monat am 2. Osterfesttage vom 12 ten auf den 13 ten April des Nachts ist in hiesiger Gemeinde eine Mordgeschichte vorgefallen, es meldete der Schankwirth Henrich Spiker circa ein Uhr des Nachts, daß bei seinen Hause diese Mordgeschichte geschehen sei, wie ich nun mit den Henrich Spiker zu seinen Hause kahm, so fand ich den Wilhelm Witkop, Fridrich Engeman, und Frans Schüsseler auf Stroh in der Stube liegen und der W. Witkop, und Fridrich Engeman, waren sehr gemordet, dass das Blut nicht zu stillen war, der Schüsseler war so stark nicht verwundet, es wurde deshalb der Arzt Köchling von Warburg geholt, und die Wunden wurden verbunden, der Wilhelm Witkop ist am 13 ten April 1830 gestorben, der Fridrich Engeman starb am 21 ten April 1830. Der Frans Schüsseler wurde wieder geheilet. Es wurden wegen dieser Mordgeschichte 1. der Johan Burghardt 2. Wilhelm Becker 3. Johan Stickelen (2. und 3. sind aus Daseburg gebürtig, der Becker war Grobschmidt-Geselle der Stickelen war Ackerknecht) 4. Johan Gottesbühren 5. Johan Gothen 6. Henrich Menne eingezogen, und in Verhaft genommen, sie haben auf Verdacht in Warburg 5 Wochen in Paderborn 3 Jahre geseßen, der Johan Gothe ist vor 2 Jahren von Paderborn entlassen, der Johan Stickelen vor 2 ½ Jahre ebenfalls von Paderborn entlassen, der Wilhelm Becker ist 1833 aus dem Zuchthauße zu Paderborn entsprungen, der Henrich Menne so in Münster noch 3 Jahre absitzen sollte, ist 1836 zu Münster im Zuchthauße gestorben, der Johan Gottesbühren so zu Münster noch 4 Jahre geseßen, ist den 5 ten Mai 1837 hier in seinen Geburts Orte wieder angekommen, der Johan Burghart ist in der Nacht vom 25 zum 26 ten April 1836 zu Paderborn des Nachts im Zuchthause gestorben, nämlich in dem Inquisitorials Gefängnisse. Diese Eintragungen müssen nachträglich erfolgt sein, weil in ihnen der Zeitraum bis zum 5. Mai 1837 – der Entlassung des Johan Gottesbühren - behandelt ist.
Über die hier aufgeführten Namen habe ich folgendes herausgefunden: Henricus Spiecker (so in den Kirchenbüchern eingetragen) stammte aus Ottbergen und kam durch seine Hochzeit im Jahre 1804 mit der Tochter des damaligen Körbecker Lehrers Berkemeyer, Maria Agnes Berkemeyer, nach hier. In den kirchlichen Eintragungen ist als Beruf Zimmermann angegeben. Nach den Ausführungen von Ignaz Bremer muss er später auch noch eine Schankwirtschaft betrieben haben. Über den Grund für die Messerstecherei ist nichts festgehalten. Da die Verletzten sich in der Schankwirtschaft befanden und der Vorfall sich an einem Feiertage und spät in der Nacht ereignet hatte, steht zu vermuten, dass es nach einem Trinkgelage zu einem Streit und dann zu dieser tödlichen Messerstecherei gekommen ist. Wie vom Ortsvorsteher Ignaz Bremer festgehalten, gab es 3 Verletzte, von denen der Wilhelm Wittkopp und der Friedrich Engemann aus den benannten Körbecker Bauernhöfen stammten. Der Frans Schüsseler war am 4.4.1808 geboren und somit gerade 22 Jahre alt und stammte aus Schinders Hause. Sein Vater Christian Schüsseler war Wasenmeister, er betrieb eine Abdeckerei in Körbecke und so erklärt sich auch der Hausname Schinders. 2 Beteiligte stammten nach den Eintragungen aus Daseburg, sie dürften vermutlich in Körbecke gearbeitet haben. Hieraus kann abge-leitet werden, dass die übrigen genannten Personen aus Körbecke stammten. Diese beteiligten Personen können – mit Vorbehalt – nach den verschiedenen Eintragungen im Kirchenbuch - wie folgt zugeordnet werden. Bei dem Henricus Menne dürfte es sich um den am 15.10.1810 geborenen Johannes Henricus Menne handeln, dessen Vater Johannes Menne aus Rösebeck stammte und als Tagelöhner im Kirchenbuch erfasst war. Weitere Henricus Menne, auf die die genannten Daten passen, gab es zu der Zeit nach dem Kirchenbuch nicht. Bei dem Johan Burgardt handelt es sich ganz offensichtlich nach den Eintragungen im Kirchenbuch um den Joannes Henricus Borgardt, geboren am 16.01.1806, Sohn des Halbmeyers Bernardus Borgardt aus Heiermes Hause. Bei den Geburtseintragungen hatte der Pastor Paschen in Latein ergänzt: „obiit nocte a 25 in 26. Martii 1836“. Weitere Einwohner mit dem Namen Borghardt oder Burghart hat es in Körbecke nicht gegeben. Die Familie Burghard, wie sie um 1870 genannt wurde, verkaufte ihren Besitz 1871 und wanderte nach Nordamerika aus. Johan Gottesbühren stammte mit großer Wahrscheinlichkeit aus Klenken Hause. Er war nach den Kirchenbüchern als Joannes Bernardus am 11.01.1808 geboren und sein Vater Henricus Gottesbühren als Halbmeyer eingetragen. Nach den Eintragungen des Vorstehers Ignaz Bremer ist er am 5. Mai 1837 aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach den Eintragungen im Kirchenbuch hat am 09.02.1838 ein Johann Bernard Gottesbühren aus Klenken Hause eine Maria Helena Koppenberg aus Borgentreich geheiratet. Ihnen ist am 17.03.1838 der Sohn Johannes geboren, der jedoch am 01.04.1838 gestorben ist. Da es sonst keinen Johannes Gottesbühren gab, dürfte es sich um den in die Mordgeschichte verwickelten vorgenannten Johann Gottesbühren gehandelt haben. Der Name Johan Gothen war nicht zuzuordnen. Es spricht vieles dafür, dass es sich um den Namen Götte handeln könnte, der um diese Zeit auch als Gotten im Kirchenbuch genannt ist. Da es jedoch zu der Zeit keine Einwohnerlisten und somit festgelegte Namensschreibweisen gab, hat jeder, der Pastor auf der einen und der Vorsteher auf der anderen Seite, die Namen so geschrieben, wie sie ihm nach dem Gehör aus der damals ausschließlich verwendeten plattdeutschen Sprache als richtig erschienen. Trotz vieler Namen mit der Bezeichnung Gotten und Goetten gibt es keinen Hinweis auf einen ähnlichen Namen, der zeitlich in diese Mordgeschichte passt.
Telgte im Februar 2008 |