Ansicht des Dorfes Körbecke nach einer Zeichnung um 1830, von F.J.Brand, Altertums-Verein Paderborn Nr.177-178

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Körbecker „Ostsiedler“

 

Körbecker „Ost-Siedler“ im Posener Raum sowie in Ober- und Niederschlesien

von Kurt Bremer 

Zum Ende des 19. Jahrhunderts siedelten etliche Körbecker Einwohner – vielfach nachgeborene Bauernsöhne – in der damals zu Preußen gehörenden Provinz Posen. Durch eine nachstehend näher erläuterte hohe Bevölkerungs-Fluktuaktion zu dieser Zeit nahm der Anteil der deutschstämmigen Bevölkerung stark ab. So wanderten von Januar bis Ende August 1887 insgesamt 72.608 Personen aus dem Deutschen Reich aus, davon allein 7373 aus der Provinz Posen. Hinzu kamen in den folgenden Jahren die Abwanderungen in die westlichen Industriegebiete. Um in der Provinz Posen den deutschen Bevölkerungsanteil von etwa einem Drittel zu stabilisieren oder gar zu vergrößern, gründete Bismarck als preußischer Ministerpräsident bereits 1866 die königlich preußische Ansiedlungskommission für die Provinzen Posen und Westpreußen mit dem Sitz in Posen. Durch das Gesetz vom 26. April 1886 zur "Beförderung deutscher Ansiedelungen in Posen und Westpreußen“ wurden Regelungen für eine Ansiedlungstätigkeit festgelegt. Eine noch größere Bedeutung hatte jedoch das für den ganzen Staat geltende Gesetz vom 7. Juli 1891, betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern. Freiwillige Landangebote kamen von polnischen Großgrundbesitzern, die stark verschuldet waren, und auch von deutschen Besitzern, die in früheren Jahren hier schon gesiedelt hatten. Sie verkauften ihre sehr großen Güter und Höfe für diese Ansiedlungen. Bis Ende 1892 waren unter Vermittelung der Generalkommissionen schon 3068  Kaufverträge mit über 29.619 ha Land für einen Kaufpreis von etwa 19 Mill. Mark  abgeschlossen.

Es bestand von Anfang an ein großes Interesse von Bewerbern  für Ansiedlungsstellen. Sobald ein  von der Ansiedlungskommission angekauftes Gut zur Besiedelung zur Verfügung stand, wurde aus den angelegten Listen der Bewerber eine entsprechende Anzahl benachrichtigt. Mit der Information wurde ein auf dem Gut anwesender Ansiedlungsvermittler, gewöhnlich der Lokalverwalter des Gutes, beauftragt, der berechtigt und verpflichtet war, mit den  sofort und endgültig zur Ansiedlung entschlossenen Bewerbern einen Vorvertrag abzuschließen. Sobald so alle Siedlungsstellen des Gutes vergeben waren und die Unterlagen bei dem Bureau der Kommission in Posen vorlagen, wurde die Heimatbehörde des Bewerbers um Auskunft über dessen Leumund und Qualifikation ersucht. War dieselbe positiv, so erfolgte seitens des Präsidenten der Ansiedlungskommission der Zuschlag und der Ansiedler wurde aufgefordert, die gesetzlich vorgeschriebene Anzahlung zu leisten. Sobald dies geschehen war, fand an einem verabredeten Tage die Übergabe der betreffenden Stelle statt. Der endgültige Vertragsabschluß mit hierfür vorgesehenen Formularen wurde zur Ersparung von Kosten stets zusammen mit einer Reihe von Ansiedlern vorgenommen, dem Vertragsabschluß folgte die Auflassung.  Die Anzahlung betrug üblicherweise ein Viertel oder ein Drittel des festgestellten Wertes. Diese Anzahlungen wurden in staatlichen Spezialkassen mit einem Kontokokorrent für jeden Ansiedler verwaltet. Weiter wurden die Ansiedler bei der Erstellung der notwendigen Gebäude und weiteren Finanzierung durch die Ansiedlungskommission begleitet, um die Siedler vor Übervorteilung, Ausbeutung oder Verlusten jeglicher Art zu bewahren.

Wie umfangreiche Ermittlungen ergaben, haben sich  über 100 Ostsiedler aus dem Kreise Warburg im Posener Raum in den Kreisen Wreschen (heute Wrzesnia) und Jarotschin (heute Jarocin) angesiedelt. Hierunter war auch eine ganze Anzahl von Einwohnern aus Körbecke. Soweit die Namen  dieser Körbecker Ostsiedler bekannt sind oder in mühsamer Kleinarbeit ermittelt wurden (große Verdienste zu den Aussiedlern aus dem Kreise Warburg hat sich Oberlandwirtschaftsrat a.D. Walter Jürgens – gebürtig aus Bühne – erworben, der  diesen Personenkreis in seinem Buch „Warburger Bauern und Handwerker siedelten im Osten“  erfasst und ihre Geschichte festgehalten hat) werden sie auf den folgenden Seiten mit ihrer Herkunft, ihren neuen Wohnorten, ihren Höfen oder Betrieben näher beschrieben. Es handelt sich dabei um Personen oder Familien aus Körbecke, die im Posener Raum  eine neue Heimat gesucht und „leider nur vorübergehend“ auch gefunden haben. Zwischen 1926 und 1936 haben weitere Körbecker Bürger in Ober- und Niederschlesien gesiedelt, die 1945 ebenfalls ihre neue Heimat verlassen mussten.

 

Die Provinz Posen, zu der  auch die Kreise Wreschen und Jarotschin gehörten, wurde 1815 auf dem Wiener Krongress dem Preußischen Staat zugesprochen.  Zuvor  war sie über Jahrhunderte Bestandteil des Königreichs Polen. Nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages (als Folge des 1. Weltkrieges) am 10. Januar 1920  gehörte dieses Gebiet wieder zum polnischen Staat bis es nach dem deutschen Einmarsch in Polen zum 26. November 1939 als neuer Regierungsbezirk Posen wieder von Deutschland in Besitz genommen wurde. Im Frühjahr 1945 besetzte die Rote Armee dieses Gebiet und  so ist es in Gänze wieder polnisch geworden.

Der Regierungsbezirk Posen  wies eine Fläche von knapp 29.000 km² auf und war landwirtschaftlich geprägt. Im Jahre 1910 hatte er 2,1 Mio. Einwohner, davon sprachen schätzungsweise 63,5% polnisch, die übrigen deutsch. Nach dem 1. Weltkrieg mussten die nun wieder in polnischen Gebieten ansässigen Deutschen sich entscheiden, ob sie für Polen optieren, so die polnische Staatsbürgerschaft annehmen und damit gewisse Minderheitenrechte in Anspruch nehmen wollten. Alle Deutschen, die für Deutschland optiert hatten, sowie die Deutschen, die nach 1908 eingewandert waren oder nicht 12 Jahre ununterbrochen im Land gewohnt hatten, mussten das Posener Gebiet verlassen. Der Anteil der Deutschen ging so in der Provinz Posen auf 14,3 % zurück. Dass es in dem Zeitraum von 1815 bis 1945 aufgrund dieser politischen Verhältnisse und der ständig wechselnden Nationalität zu großen Spannungen zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung kommen musste, kann sicherlich nachvollzogen werden. Insbesondere war die deutschstämmige Bevölkerung im September 1939 durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen sehr großen Greueltaten ausgesetzt, ehe sie durch die deutsche Besatzungsmacht wieder einen gewissen Schutz erhielt.

 

Provinz Posen

Die Ansiedlung im Posener Raum in den Kreisen Wreschen und Jarotschin begann um 1890.  Im Kreis Wreschen siedelten Körbecker Bürger in den Orten Königlich Neudorf und Biechowo – später Lorenzdorf genannt -. Es sind folgende Namen bekannt:

 

Werner Gustav Rohbrecht, geb. am 20.02.1870 in Hampenhausen, heiratete am 21.05.1896 in Körbecke die am 07.04.1874 in Kneppers Haus geborenen Theresia Eggers und holte sie nach Biechowo/Lorenzdorf. Werner Gustav Rohbrecht ist am 05.03.1944 dort gestorben. Seine Frau Theresia Eggers ist ihm bereits am 07.09.1930 an den Folgen eines Herzschlages im Tode vorausgegangen. Ihre älteste Tochter Frieda , geb. am 06.03.1901, heiratete am 27.01.1927 den Bernhard Wiegartz, geb. am 23.05.1900 in Lawau, einen Sohn des Heinrich Wiegartz und seiner Frau Elisabeth Bartscher. Sie siedelten 1936 in Josefshöhe, Schlesien.

Arnold Berendes aus Borgentreich, der 1862 die in Berg Haus in Körbecke  am 29.03.1839 geborene Maria Dierkes geheiratet hatte, siedelte um 1892/93 in Lorenzdorf. Sie bewirtschafteten dort einen Hof von 26 Hektar. Die Eheleute Berendes sind in Lorenzdorf verstorben. Der Sohn lebte mit seiner Frau nach der Vertreibung in Natzungen und ist dort gestorben.   

Das Vorwerk Königlich Neudorf, etwa 4 km östlich von Lorenzdorf gelegen, wurde1891 durch die Preußische Ansiedlungskommission zur Besiedlung angeboten. Die Körbecker Bauernsöhne Josef Bremer, geb. am 16.03.1862 in Dierkes Haus und Ignatz Kröger, geb. am 28.07.1857 in Ames Haus, übernahmen das gesamte Vorwerk mit 430 Morgen. Josef Bremer bekam 215 Morgen und einige Altgebäude, die im Laufe der nächsten Jahre umgebaut und renoviert wurden. Ignatz Kröger bekam ebenfalls 215 Morgen und den anderen Teil der Altgebäude.

Josef Bremer war mit Antonie Nolte aus Großeneder verheiratet. Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor, von denen ein Sohn im 1. Weltkrieg gefallen ist und die Tochter Therese auf den Bockshof in Körbecke heiratete. Nach dem frühen Tode seiner Frau Antonie heiratete Josef Bremer Margarete Nolte, die jüngste Schwester seiner ersten Frau, mit der er noch 7 Kinder hatte.  Joseph Bremer ist am 11.06.1932 in Königlich Neudorf verstorben. Von den Kindern heiratete die Tochter Paula den Ernst Bremer vom Bockshof und siedelte mit ihm Ende der 1920-er Jahre in Halbendorf, Kreis Grottkau in Oberschlesien.  

Ignatz Kröger heiratete im August 1891 die Anna Eggers, geb. am 08.01.1871 in Kneppers Haus, bevor er in Königlich Neudorf siedelte.  Beide sind dort gestorben.  Von den 4 Kindern heiratete die Tochter Anna den Berthold Tewes, geboren in Manrode. Das Ehepaar Tewes hat nach der Vertreibung bis zu seinem Tode in Körbecke  gewohnt.  

Wohnhaus des Joseph Bremer in Königlich-Neudorf - aufgenommen im Oktober 2008 von Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus Hildesheim

Hof des Johann Bremer in  Königlich Neudorf - aufgenommen im Mai 2008 von  Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus Hildesheim

Johannes Bremer, geboren am 06.05.1873 in Dierkes Haus, ein Bruder von Josef Bremer, kam 1896 nach Königlich-Neudorf. Er arbeitete zunächst einige Jahre auf dem Hof seines Bruders und kaufte 1898 dann über die Preußische Ansiedlungskommission gemeinsam mit Anton Schäfers aus Hohenwepel und Albert Zurwehme aus Ottbergen einen größeren Hof, von dem Johannes Bremer und Anton Schäfers je 136 Morgen und einen Teil der Altgebäude erhielten, während Zurwehme 152 Morgen erhielt, aber die Gebäude neu erstellen musste. Der Preis pro Morgen soll 250 RM betragen haben.  

Johannes Bremer hat in einem Artikel für das Buch „Westfälische Bauern im Ostland“ von Maria Kahle – (erschienen 1940 – sicherlich ein politisches Buch über das deutsche Volkstum im Osten)  dennoch sehr sachlich und überzeugend über sein Aufbauwerk und seinen Lebenslauf bis 1940 berichtet. Dieser Artikel ist hier nachstehend wiedergegeben:  

Johann Bremer, Märzen (Marzenin), berichtet über sein Aufbauwerk

 Für einen Landwirt war in Westfalen kein Raum mehr übrig und als die Ansiedlungskommission ihre Siedlung begonnen hatte, drang die Nachricht an die Ohren der jungen Landwirte im Westen. Mein ältester Bruder Josef kaufte mit dem Nachbarn Ignatz Kröger im Jahre 1891 das Vorwerk Königl. Neudorf, 430 Morgen groß, und sie teilten sich dasselbe. Als ich 1894 vom 7. Artillerieregiment in Köln entlassen wurde, kam ich zum erstenmal nach Königl. Neudorf in der Absicht, dort auch eine Wirtschaft zu kaufen. Dies geschah auch am 01. April 1898, als der Besitzer Flechtner sein Gut durch die Ansiedlungskommission an Anton Schäfers aus Hohenwepel, Kreis Warburg, Albert Zurwehme aus Ottbergen, Kreis Höxter und an mich in fast gleichen Teilen verkaufte. Albert Zurwehme, der Reichste von den Käufern, hatte 18.000 Mark Barvermögen und baute auf einem besonders gelegenen Stück von 152 Morgen ein neues Gehöft auf. Anton Schäfers und ich teilten das alte Gehöft und jeder erhielt 136 Morgen.

Mein Vermögen bestand aus 6.000 Mark, die mein Vater meinem ältesten Bruder Josef zu seinem Kaufe im Jahre 1891 gegeben hatte, denn damals besaß mein Bruder, der zum Kauf 12.000 Mark haben musste, auch nicht genügend. Grundlegend fehlte uns im Anfang zu den Käufen meistens Geld. Ich musste damals 18.000 Mark bar bezahlen, der Rest wurde als Rente zu 3 % verzinst, der Morgen kostete 250 Mark. Mein Bruder Josef und Ignatz Kröger hatten 1891 nur 200 Mark für den Morgen bezahlt; also stieg das Land durch die Tätigkeit der Ansiedlungskommission derart im Preise, dass 1912/14 der Morgen mit 500 – 600 Mark bezahlt wurde, besseres Land in kleinen Flächen bis zu 1000 Mark.

Mein Vater hat das elterliche Gut von 120 Morgen auch mit schweren Schulden übernehmen müssen und viele Geldsorgen gehabt, denn von 6 Brüdern wurden drei Landwirte: Ignatz, der das väterliche Gut übernahm, mein Bruder Josef und ich; Hermann wurde Lehrer, später Rektor in Köln-Deutz, Heinrich Pastor und später Jesuit, der sein Ausbildung in Rom im Collegium Germanicum beendete und mein Bruder Friedrich starb als Obersekundaner an einem Herzfehler.

In meiner Heimat im Warburger Land machte ich zuerst die üblichen 8 Jahre Volksschule durch; mit 13 Jahren nahm ich beim Lehrer auch Stunden im Rechnen, Geographie und Weltgeschichte. Nach meiner Entlassung aus der Schule musste ich studieren, da für mich keine Aussichten als selbständiger Landwirt vorhanden waren. Nun ging es zum Pastor, der mich in Latein und französisch unterrichtete. Meine Mutter wollte mich unbedingt zum Geistlichen machen, was mich aber nicht so packte. Auf Anraten meines Bruders Hermann meldete ich mich zur Postbeamtenprüfung nach Kassel. Examen bestanden, wegen Sprachfehlers zurückgestellt, hieß es dann, und in Minden Westfalen erhielt ich bei dem Examinator den gleichen Bescheid. Nun war Schluß mit der Beamtenlaufbahn. Nachdem ich ein halbes Jahr an Nervenfieber krank gelegen hatte wurde ich nun doch Landwirt. 1894 von der Feldartillerie in Köln als Unteroffizier der Reserve entlassen, ging ich bis 1898 auf das väterliche Gut und leistete dort als Großknecht gute Arbeit. Als mein Vater 1896 starb, erhielt mein Bruder Ignatz das Gut, so dass ich abwandern musste, wenn ich selbständig werden wollte. Am 12. Juli 1898 heiratete ich Rosalie Neimeier aus Ossendorf, Kr. Warburg, die von ihren kinderlosen Verwandten erzogen wurde und eine Aussteuer mit 7000 Mark Vermögen als Mitgift bekam. Als zweite angenommene Pflegetochter war in Germete in der 60 Morgen großen Landwirtschaft Mathilde Müller aus Daseburg erzogen, die sich mit Johannes Hake aus Natzungen verheiratete und mit ihm nach Schondorf, Kr. Wreschen zog, wo sie 100 Morgen Land kauften.

Nun fing die schwere Arbeit in Königl. Neudorf an. 3 Pferde, 2 Ochsen, 5 Kühe nebst 43 Stück Jungvieh war der Viehbestand. Das erste Jahr ergab 2000 Mark Verdienst, so daß ich meine Schulden bei der Sparkasse in Biechowo (heute Lorenzdorf) abtragen konnte, der Rest von 1000 Mark kam im folgenden Jahre zur Abzahlung. 1901 haben wir dann, meine deutschen Nachbarn und ich, das Land drainiert; ich konnte die Kosten, etwas über 4000 Mark, bar bezahlen.

Als ich im Jahre 1902 meinen Besitz vergrößerte und 66 Morgen von Katzschmarek für 24000 Mark kaufte, hatte ich nur 2000 Mark zur Anzahlung; der Restbetrag musste in drei Monaten aufgebracht werden. Mein Bruder und mein Onkel Ferdinand Bremer, die über Barvermögen verfügten, nannten meinen Kauf leichtfertig und verweigerten ihre Hilfe. Aber bald bot mir Richard Bloemeke in Biechowo 15000 Mark an und das Fehlende borgte ich mir bei Verwandten in Germete und Körbecke. Nun musste ich noch einen neuen Stall und eine Scheune bauen, das dazu gekaufte Land drainieren; außerdem erstand ich einen Bullen und 5 tragende Färsen aus Oldenburg (Kostenpunkt 5000 Mark); doch schon im Jahre 1912 waren meine Schulden bezahlt.

Vom Jahre 1906 bis 1918 war ich Gemeindevorsteher in Königl. Neudorf; als das Land dann zu Polen kam und das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen sich verschlech terte, legte ich mein Amt nieder. Im Jahre 1914, als der Weltkrieg ausbrach, gehörte ich dem Landsturm an. Wir wurden am 1. Mobilmachungstag, einem Sonntag, eingezogen, in Wreschen in der Kaserne eingekleidet und besetzten die russische Grenze. In den Jahre 1916/17 wurde ich von der Heimat für die Viehverwertung Wreschen reklamiert, dann wieder eingezogen und im Herbst 1918 auf meinen Antrag entlassen. 2  Jahre war ich an der Front zwischen Warschau und Kowno; im Januar 1915 wurde ich als Zugführer und Feldwebel mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Anlaß dazu war die Erstürmung von 2 russischen Stellungen, Gefangennahme aktiver russischer Truppen.  

Als wir nun zu Polen kamen, setzte unter den Deutschen eine große Abwanderung ein. Alle Ansiedler, die nach 1908 hier gekauft hatten, wurden liquidiert, so dass über ein Drittel, etwa 7000 Ansiedlerfamilien das Land verlassen mussten. Viele Deutsche Besitzer verkauften ihre Wirtschaft und zogen zurück ins Reich. Die Behandlung durch die Behörden gefiel ihnen nicht, denn jetzt wurde die polnische Sprache verlangt, die deutschen Schulen wurden geschlossen, die deutschen Lehrer entlassen. Ich selbst hätte auch wohl wandern mögen, aber ich blieb. 

1918 hatte ich 180 000 Mark auf der Bank in Berlin, in Biechowo und in Warburg. Alles ging in der Inflation verloren.

Am 10. Mai 1926 kaufte ich das Gut Marzenin von Herrn v. d. Osten, 210 ha groß (Marzenin lag etwa 15 km nördlich von Königl. Neudorf im Kreis Gnesen – K.B.). Für 21 000 Dollar und Übernahme von 16 000 Zl. (Zloty) „Landschaft“. 6 000 Dollar, die ich von der „Kredit“ borgte, zahlte ich an, mein Bargeld von 20 000 Zl. sowie 15 000 Zloty von Kriegsanleihe und Lebensversicherung hatte ich nötig, um die Wirtschaft wieder in Ordnung zu bringen. Nach einem Jahre stellte ich fest, dass dies erste Jahr 50 000 Zloty Zuschuß gekostet hatte und ich nun verdienen musste. Ich wollte in 5 Jahren aus dem Ertrag meiner Arbeit meine Schulden bezahlen, es hat aber 7 Jahre gedauert, bis v. d. Osten den letzten Pfennig erhalten hat. Daß ich in dieser Zeit mit meinen Schulden nicht besser fertig wurde, hat seinen Grund darin, dass die Ausbildung meiner Söhne mehr als 30 000 Zl. kostete, mein Schwiegersohn für die Selbständig-machung seiner Geschwister 10 000 Zl. brauchte und mir im Jahre 1929 auf dem Gut 350 Schweine an Seuche krepierten, deren Verlust ich auf 80 000 Zl. veranschlage.

Fünf Jahre lang habe ich beide Wirtschaften mit Erfolg versehen; 1930 übergab ich Neudorf meinem Sohne Josef, und dann zog meine Frau hierher, denn von 1926-30 wohnte ich meistens in Marzenin und sie in Königl. Neudorf. Jetzt werden die Kinder größer und die Sorgen fangen an. Die Parole: alle Deutschen bleiben hier! War kaum durchzuführen. 1926 machte sich mein Sohn Johannes in Netzthal an der Brahe selbständig als Kaufmann, ebenfalls mein Sohn Fritz als Weidenexporthändler; auch für meinen Sohn Hermann kaufte ich 200 Morgen Land bei Tremessen, - da wurden wieder Schulden gemacht, doch jetzt, 1940, ist fast alles bezahlt. Im Jahre 1937 wurde mein Sohn Johannes unter der Anklage der Spionage verhaftet, dann auch mein Sohn Fritz. 40 000 Zl. gingen verloren.

Mein Sohn Johannes wurde 1938 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, Fritz wurde nach 100 Tagen Haft entlassen. Johannes ist am 11. September von den Polen als Sträfling erschossen worden.

Fritz musste heimlich Polen verlassen, da ihm jede Tätigkeit durch seine Verhaftung unmöglich gemacht worden war. Jetzt wurde ich das Ziel der polnischen Angriffe. Als Vorsitzender des deutschen Bauernvereins und in vielen andern Ehrenämtern unserer deutschen Organisationen, war ich bei den Polen besonders beliebt. Im März 1939 wurde Feuer auf meinem Gehöft angelegt, doch konnte dieses rechtzeitig gelöscht werden. Die Geheimpolizei aus Posen interessierte sich sehr für den Fall und wollte feststellen, dass ich das Feuer selbst angelegt hätte, doch konnten sie mir nichts nachweisen.

Im Mai folgten Haussuchungen, und schließlich bei Ausbruch des Krieges wurde ich am 1. September verhaftet und interniert. Es begann der für uns Deutsche bekannte Leidensweg der Verschleppten; meine Tochter, Frau Elli Schäfers, musste ihn mit mir gehen. – Am 25. September sind wir mit Hilfe der deutschen Truppen in unsere Heimatstadt Wreschen zurückgekehrt. Den deutschen Militär- und Zivilbehörden noch unseren Dank für ihre Hilfe sagend, machten wir uns auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, erfuhr ich die Trauernachricht, dass mein Schwiegersohn mit 7 anderen Deutschen ermordet sei. In meinem Heimatkreis waren mittlerweile 71 Volksgenossen umgebracht worden (sein Schwiegersohn war der Sohn Johann des Hofnachbarn Schäfers aus Hohenwepel – K.B.). Meine 4 zum polnischen Militär eingezogenen Söhne kamen nach und nach zurück. Nur hatte ich keine Nachricht über meinen Sohn Johannes, den die Polen nun schon 2 ½ Jahre im Gefängnis festhielten. Bangend und hoffend warteten wir Tag für Tag, bis uns die Gewissheit durch die Deutsche Geheimpolizei wurde, dass mein Sohn zusammen mit 1000 andern Deutschen am 9. September bei Cholm ermordet worden ist. -------

Johann Bremer starb am 21.07.1942 und wurde im Park seines Gutes Märzen/Marzenin beigesetzt. Seine Frau Josepha Rosalia Neimeier ist in Körbecke , wo sie bei ihrer Tochter Elli Schäfers, geb. Bremer,  lebte, am 18.04.1947 verstorben.

 Nach der Vertreibung lebte von den Kindern der Sohn Josef in der Nähe von Münster während die Tochter Elli Bremer verwitwete Schäfers viele Jahre in Körbecke in Liethschäfers Hause wohnte, bevor sie nach Bad Driburg verzogen ist.

 

Im Kreis Jarotschin,  in den Orten Lawau, Wettin und Pirschütz haben ebenfalls Körbecker Bürger gesiedelt:

Lawau, ursprünglich ein großes Gut von über 4000 Morgen – im Besitz eines polnischen Grafen – aber total abgewirtschaftet, wurde 1891 durch die Preußische Ansiedlungskommission angeboten.

 Hier siedelte 1892 Heinrich Wiegartz, am 06.07.1867 in Herbolds Haus geboren und mit Elisabeth Bartscher aus Wünnenberg verheiratet.  Er erwarb eine Siedlungsstelle von 60 Morgen. Heinrich Wiegartz ist am 28.08.1831 in Lawau gestorben, seine Frau auf der Flucht umgekommen.  Eine Tochter mit Namen Auguste soll nach der Vertreibung in Körbecke gestorben sein.

 Josef Wiegartz, am 22.03.1864 in Herbolds Haus geboren, heiratete Therese Bönnighausen aus Beverungen und erwarb eine Siedlungsstelle von 80 Morgen. Josef Wiegartz ist  in Lawau gestorben. Seine Frau kam nach der Vertreibung in die sowjetische Besatzungszone, wo sie verstorben ist. Der Sohn Johannes heiratete im bei Wettin gelegenen Ort Lengen  das Einzelkind und die Hoferbin Maria Josephina Grefer, die aus Mühlen im Kreise Steinbeck stammte. Mit ihr bewirtschafteten sie ihren Siedlungshof bis zur Vertreibung. Danach wohnte die Familie in Körbecke wo beide auch 1974 bzw 1977 verstorben sind.

Pirschütz war ursprünglich ein 4000 Morgen großes Gut und wurde durch die Preußische Ansiedlungskommission in den Jahren 1895 bis 1905 aufgesiedelt. Die Größe der einzelnen Gehöfte bewegte sich

zwischen 70 und 120 Morgen, die später zum Teil durch Pacht oder Zukauf vergrößert wurden.

 Hier siedelte 1895 Bernhard Wiegartz, geboren am 26.07.1870 in Herbolds Haus und verheiratet mit Maria Derenthal aus Lütgeneder auf eine Siedlerstelle von 85 Morgen. Nach der Vertreibung wohnte das Ehepaar in Lütgeneder, wo Bernard Wiegartz 1946 verstarb. Die Mutter Maria starb 1957 in Engar. Sie wohnte dort bei ihrem Sohn Bernhard, der den elterlichen Hof in Pirschütz mit seiner Frau Maria Potjans bis zur Vertreibung in 1945 bewirtschaftet hatte und hier auf Deppenhöfen einen neuen Siedlungshof errichten konnte.

In Pirschütz siedelte auch Richard Tewes aus Manrode, geboren in Australien, wo sein Vater in den achtziger Jahren zunächst sein Glück versucht hatte und nach Manrode zurückgekehrt war. Richard Tewes war verheiratet mit Josefine Justus aus Manrode.  3 seiner Brüder siedelten ebenfalls in Pirschütz. Nach dem frühen Tode von Richard Tewes übernahm der Sohn Berthold Tewes, verheiratet mit Anna Kröger aus Königlich-Neudorf (Tochter des Ignatz Kröger aus Ames Hause und der Anna Eggers aus Kneppers Haus), die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes. Berthold Tewes kam nach der Vertreibung nach Körbecke und gründete dort ein Fuhrgeschäft. In Körbecke sind er und auch seine Frau gestorben.

 Das Gut Wettin, zum Dorfe Wettin im Kreis Jarotschin gehörig, wurde ab 1901 durch die Preußische Ansiedlungskommission zur Aufsiedelung angeboten.

 In Wettin kaufte im Jahre 1909 August Wiegartz, am 23.06.1876 in Herbolds Haus geboren und mit Josefine Mues aus Borgentreich verheiratet, eine frei werdende Siedlerstelle – siehe weitere Ansiedlung in Seiffersdorf (Niederschlesien). Nach der Vertreibung kam August Wiegartz mit seiner Familie nach Körbecke zurück, wo er 1951 verstorben ist. Seine Witwe wohnte in der Familie ihres Sohnes Paul und ist  in Körbecke 1974 verstorben.

 

Nieder- und Oberschlesien

 Das 1919 in Kraft getretene Reichssiedlungsgesetz schuf die Voraussetzung dafür, dass die Oberschlesische Landgesellschaft durch Ankauf von Gütern und durch sonstige Landkäufe lebensfähige Siedlerstellen von 15 bis 20 ha  in diesem Raum schaffen konnte. Hier siedelten viele der aus dem Posener Raum Vertriebenen und auch Interessierte aus dem übrigen deutschen Staatsgebiet. Soweit Körbecker Siedler der 1. Generation oder deren Söhne aus dem Posener Raum hier gesiedelt haben, sind diese nachstehend ebenfalls aufgeführt.

So erwarb Hermann Dierkes, geboren am 28.04.1892 in Soekefelds Haus und verheiratet mit Agnes Hesse aus Bruchhausen, 1929 auf dem Vorwerk Elsterberg, zur Gemeinde Schrotkirch im Kreis Tost-Gleiwitz (Oberschlesien) gehörig, 70 Morgen Land und alte, von der Landgesellschaft umgebaute Gebäude. Nach der Vertreibung lebte die Familie in Körbecke, wo der Sohn Hermann in einen Bauernhof eingeheiratet hat. Hermann Dierkes und seine Frau Agnes sind 1974 bzw 1983 in Körbecke verstorben. 

In Koppenfeld-Schönrode Im Kreise Tost-Gleiwitz siedelte Ignatz Wiegartz aus Pirschütz, ein Sohn des aus Körbecke stammenden Bernhard Wiegartz. 

In Zwieborn im Kreise Tost-Gleiwitz siedelte auf einer Halbbauernstelle von 40 Morgen im Frühjahr 1933 Heinrich Müller, geb. 17.01.1886, Sohn des aus Pollmanns Hause stammenden Ackerknechtes Johannes Müller. Heinrich Müller hatte vorübergehend im Ruhrgebiet gearbeitet und war mit Rosa Heyen aus Bochum verheiratet. Vor seiner Abreise nach Zwieborn  war er auf der Altmarienburg als Ackerknecht beschäftigt. Er ist 1945 von den Russen erschlagen worden. Seine Witwe gelangte in die SBZ, wo sie verstorben ist.  

Zur gleichen Zeit siedelte Ignatz Müller, geboren am 06.01.1907 und ein Bruder des vorgenannten Heinrich Müller, auf einer Halbbauernstelle von 40 Morgen in Zwieborn. Er war verheiratet mit Anna Tewes aus Natingen. Ignatz Müller ist 1945 als Soldat in Prag umgekommen. Seine Witwe kam 1945 mit den Kindern zunächst nach Borgholz und ist später nach Bad Lippspringe verzogen.  

Auf dem Rittergut Elsenruh (Kalinowitz) im Kreis Großstrehlitz siedelte 1928 Josef Hagemeier, geboren am 11.03.1898 in Brügge Haus, verheiratet mit Maria Mönnikes, geb. am 01.04.1901 in Kriwets Haus. Nach der Vertreibung kam die Familie zunächst nach Körbecke zurück, wo Maria Mönnikes am 30.06.1950 verstarb. Josef Hagemeier, der 1951 in 2. Ehe die Siedlerstochter Therese Kornhof, geb. in Strielau Kreis Jarotschin, heiratete, und sein Sohn Helmut fanden dann später eine Siedlerstelle auf Schönthal, nordwestlich von Borgentreich gelegen. 

In Kaltwasser Kreis Großstrehlitz erwarb 1933 Hermann Ernst, geboren am 26.02.1899 in Rosenbaums Haus und verheiratet mit Anna Vöste aus Ende im Kreise Hagen, eine Siedlungsstelle mit  62 Morgen. Hermann Ernst ist im 2. Weltkrieg vermisst. Seine Witwe wohnte nach der Vertreibung zunächst in Körbecke und ist dann nach Offenbach verzogen.  

In Birken im Kreis Cosel erwarb 1935 Heinrich Mönnikes, geboren am 17.03.1909 in Kriwets Hause und seit 1935 verheiratet mit Margarethe Klik aus Groschowitz, einen 92 Morgen großen Hof, bei dem er die vorhandenen Stallungen noch ausbauen musste. Seit der Vertreibung in 1945 wohnte die Familie mit 2 Kindern wieder in Körbecke, wo Heinrich Mönnikes 1978 verstorben ist.   

In Oderhain Kreis Cosel siedelte 1932 Friedrich Hagemeier, geb. am 26.02.1885 in Brügge Haus und seit 14.01.1919 verheiratet mit Therese Bremer, geb. am 23.11.1891 in Illiges Haus, auf einer 68 Morgen großen Stelle mit alten Gebäuden. Friedrich Hagemeier wurde am Ende des 2. Weltkrieges von den Russen erschossen. Seine Frau kam nach der Vertreibung mit ihren Kindern nach Körbecke. Hier heiratete der Sohn Anton die Auguste Gründer (Philippes) aus Körbecke  und betrieb eine Nebenerwerbsstelle.  Theresia Hagemeier ist am 29.06.1976 in Körbecke verstorben. 

Friedrich Menne, geb.am 19.05.1878 in Christekes Haus (Christekes Haus stand am Berge und ist von Dominikus Stickel gekauft worden – Minnekes) und seit 19.05.1904 verheiratet mit Elisabeth Hagemeier, geb. am 20.05.1882 in Brügge Haus, siedelte 1932 ebenfalls in Oderhain Kreis Cosel  auf einer Stelle von 60 Morgen und neuen Gebäuden. Nach der Vertreibung zog die Familie wieder nach Körbecke, wo sie bis 1947 beim Bruder im elterlichen Haus lebten. Danach sind beide Eltern von der Tochter Therese ?? zu sich in den Raum Hannover geholt worden. Der Sohn Joseph ist nach Rimbeck verzogen.  

Bernhard Wiegartz, ein Sohn des in Körbecke geborenen Siedlers Heinrich Wiegartz in Lawau, und seine Ehefrau Frieda Robrecht, Tochter des aus Hampenhausen stammenden Siedlers Gustav Werner Robrecht und der Theresia Eggers aus Kneppers Haus in Lorenzdorf, siedelte 1936 in Josefshöhe im Kreis Rosenberg. Nach der Vertreibung wohnte die Familie mit 5 Kindern zunächst in Körbecke und verzog später nach Borgentreich, wo Bernhard Wiegartz 1965 verstorben sein soll.  

Hermann Hinteresch, geb. am 01.03.1884 in Albers Haus (das alte Heckersche Haus gegenüber Davids Scheune) und verheiratet mit Sophie Stute aus Germete, erwarb in Wiesbach im Kreis Rosenberg 1926 eine 67 Morgen große Vollbauernstelle mit alten Gebäuden zum Preise von 27.000 RM bei 6000 RM Anzahlung. Seit 1945 wohnt Hermann Hinteresch mit seiner Familie in Germete.  Zu erwähnen bleibt, dass Hermann Hinteresch zu dem ersten großen Gemeinschaftstransport nach Oberschlesien gehörte, der am 14.07.1927 in Wiesbach eintraf. Er war auch der letzte Sproß eines Namens, der über Jahrhunderte in Körbecke bestanden hat.  

August Wiegartz, in Lawau als Sohn des Körbecker Siedlers Josef Wiegartz geboren, war mit Antonie Sieverking aus Oldenburg verheiratet und erhielt in Bodland Kreis Kreuzburg eine Vollbauernstelle.  Da er bei der Abstimmung zum Verbleib bei Deutschland gestimmt hatte, musste er als Optant Lawau verlassen und konnte dann hier nach einigen Jahren als Landarbeiter in 1927 eine Siedlungsstelle übernehmen. August Wiegartz ist in Bodland verstorben. Seine Familie zog nach der Vertreibung nach Oldenburg.

In Ober-Schmardt Kreis Kreuzburg haben nur Optanten aus den Kreisen Wreschen und Jarotschin Siedlerstellen erhalten. Hierzu gehörte auch Bernhard Wiegartz, ein Sohn des in Körbecke geborenen Siedlers Josef Wiegartz aus Lawau, der dort eine Vollbauernstelle bekam. Er war verheiratet mit der Siedlerstochter Agathe Luislampe. Seit 1945 wohnt die Familie in der SBZ. Ihr weiterer Verbleib ist nicht bekannt. 

In Graase Kreis Falkenberg erhielt Ignatz Ischen, geb. am 25.03.1907 in Lukes Haus und verheiratet mit Maria Aschenbroich aus Düsseldorf, im Jahre 1932 eine Vollbauernstelle mit 65 Morgen und neuen Gebäuden. Ignatz Ischen ist in Graase verstorben.  Seine Witwe bewirtschaftete den Hof bis zur Vertreibung weiter. Sie hat sich mit ihren 3 Töchtern nach der Flucht in Liebenburg bei Goslar im Harz niedergelassen.  Maria Ischen geborene Aschenbroich hat nach der Vertreibung noch einmal geheiratet und lebte weiterhin als Maria Kuhnert in Liebenburg. Sie ist dort vor einigen Jahren verstorben.  Ihre Tochter Maria verheiratete Corr lebte bis zu ihrem Tode am 05.12.2010 In Salzgitter-Gebhardshagen. Die Tochter Katharina verheiratete Gremmel wohnt mit ihrem Mann in Goslar-Jürgenhol am Harz. Die jüngste Schwester Longina ist heute mit ihrem Mann in Halingen bei Menden im Sauerland zu Hause.      

Wilhelm Müller, dessen verstorbener Vater Johannes aus Pollmanns Hause stammte, und der am 18.02.1898 geboren wurde, siedelte mit seiner Mutter Francisca Harbort (geb. in Rösebeck) 1932 ebenfalls in Graase Kreis Falkenberg.  Er erhielt dort eine Vollbauernstelle von etwa 60 Morgen und heiratete eine Schlesierin. Er und seine Mutter sind in Graase gestorben. Seine Frau ist nach der Vertreibung verschollen. 

Johann Jostes, geboren am 09.10.1898 in Davids Haus und seit dem 23.11.1926 mit Maria Flotho, geboren am 25.10.1904 in Grabenbernds Haus, verheiratet, siedelte 1926 in Alt-Grottkau im Kreis Grottkau. Der Hof war 70 Morgen groß. Stall und Scheune konnten als Altbauten übernommen werden während das Wohnhaus neu gebaut werden musste. Johannes Jostes ist 1945 von Polen erschlagen worden. Seine Frau kam mit den Kindern 1945 nach Körbecke.

Ernst Bremer, geb. am 08.03.1893 auf dem Bockshof und verheiratet mit der in Königl. Neudorf geborenen Paula Bremer, Tochter des aus Körbecke stammenden Josef Bremer, der 1891 dort gesiedelt hatte, kaufte 1928 in Halbendorf Kreis Grottkau einen Siedlungshof mit 144 Morgen. Das Wohnhaus und den Viehstall konnte er als Altbauten übernehmen, während die Scheune von ihm selbst errichtet werden musste. Durch Zukauf von 18 Morgen konnte er seinen Besitz auf 162 Morgen vergrößern. Nach der Vertreibung zog die Familie 1945 nach Körbecke, wo Ernst Bremer am 01.01.1975 verstorben ist.  

In Hertwigswalde Kreis Frankenstein war Maria Wiegartz, eine Tochter des aus Körbecke stammenden Siedlers Josef Wiegartz aus Lawau, mit Josef Schmerdmann, der 1928 dort gesiedelt hatte, verheiratet. Nach der Vertreibung gelangte die Familie in die SBZ, wo Maria Wiegartz verstorben ist.  

In Pohlsdorf, ca 25 km westlich von Breslau gelegen im  Kreis Neumarkt siedelte 1934 Hermann Bremer, am 04.07.1901 in Dierkes Haus geboren und seit dem 22.09.1934 mit Elisabeth Goeken, geb. am 01.02.1901 in der Lamerder Mühle, verheiratet. Er erwarb eine Stelle von 94 Morgen mit ausgebautem Altgehöft und bewirtschaftete dieses bis zur Vertreibung.  Nach 1945 kam die Familie nach Körbecke zurück, wo Hermann Bremer am 08.08.1967 verstorben ist.

August Wiegartz, der aus Herbolds Hause stammte und schon in Wettin im Kreis Jarotschin gesiedelt hatte, musste als Optant Wettin verlassen und seinen Hof an einen Polen verkaufen. Im Jahre 1928 kauften er und seine Frau Josefine Mues von der Sied- lungsgesellschaft in Seiffersdorf Kreis Guhrau  einen Hof mit 117 Morgen für 66.000 Gold- mark. Diesen bewirtschaftete das Ehepaar bis zur Vertreibung. Nach 1945 kam die Familie nach Körbecke, wo August Wiegartz 1951 und seine Frau Josefine geb. Mues 1974 verstorben sind.

In Driebitz Kreis Fraustadt kaufte Friedrich Wittkopp, geb. am 11.11.1906 in Bolten Hause und verheiratet mit Maria Beine aus Manrode,  im Jahre 1930 eine Vollbauernstselle und bewirtschaftete diese bis zur Vertreibung. 1945 gelangte die Familie nach Körbecke. 1966 erwarb Friedrich Wittkopp in Rosbach-Wiedenhopf an der Sieg eine Nebenerwerbsstelle. 

Fundstellen:

Kirchenbücher der katholischen Pfarrgemeinde St. Blasius Körbecke

Aus „Amtspresse Preußens“ von 1886 bis 1894 (internet)

Walter Jürgens, Oberlandwirtschaftsrat a.D.:  Warburger Bauern und Handwerker siedeln im Osten

Maria Kahle: Westfälische Bauern im Ostland (erschienen 1940)

Heinrich und Elisabeth Westermann geborene Micus - Eine westfälische Familie, ihre Verwandten und Mitsiedler in den Kreisen Wreschen, Jarotschin und Pleschen                 von Dr. phil. Anneliese Westermann-Binnewies

Eigene Unterlagen und weitere Informationen aus dem Internet

 

 Telgte im Juni 2011