Ansicht des Dorfes Körbecke nach einer Zeichnung um 1830, von F.J.Brand, Altertums-Verein Paderborn Nr.177-178

 

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Körbecker Auswanderer und Auswanderungsgeschichten

 

Ausgewandert nach Amerika

   Die Geschichte des Ignaz Bremer aus Körbecke   

(zusammengetragen und aufgeschrieben von Kurt Bremer, Telgte)

Wie alles begann

Am 4. und 10.05.2004 schrieb eine Carol Hunt, geb. Bremer, aus den USA an das internet-Gästebuch von Körbecke (Stadt Borgentreich Kreis Höxter), als sie die dort veröffentlichte Chronik von Clemens Bremer – „Von und für Cörbecke“ gefunden hatte: „Clemens Bremer war ein Urgroßonkel von mir. Sein Bruder Ignaz, mein Urgroßvater, verließ Deutschland und siedelte in Brinktown, Missouri, in den 1860-er Jahren……… Ich bitte, dass irgendjemand von dort Kontakt mit mir aufnimmt.“ Diese Bitte wiederholte Carol Hunt am 10.5. mit dem Zusatz „Ich würde gerne mit einem Verwandten korrespondieren mit der Absicht, mehr zu erfahren. Bitte antworten Sie mir.“

Diese beiden in englisch verfassten Mails waren für meine Frau Ursula und mich Anlass, Kontakt mit unserer Cousine 3. Grades „Carol Hunt geb. Bremer“ in den USA aufzunehmen, denn Ignaz Bremer war nicht nur ein Bruder meines Urgroßvaters Clemens Bremer sondern auch ein Bruder der Urgroßmutter meiner Frau, der Elisabeth Jürgens geb. Bremer. Zwischenzeitlich sind schon viele Mails über den großen Teich hin und hergeschickt worden, Bilder und Informationen wurden ausgetauscht und ich habe in der Verwandschaft bisher 22 alte Briefe von Ignaz

 

                                                                                                                Ursula Bremer und Carol Hunt geb. Bremer im Mai 2005 in Telgte

Bremer an seine Geschwister auffinden können. Auch sonstige Unterlagen und die noch vorhandenen handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Nichte  Maria Jacobi geb. Jürgens, über Ignaz Bremer, seine Eltern und Geschwister enthielten viele Hinweise über seine Kindheit und Jugend in Körbecke und auch über die Zeit nach seiner Auswanderung. 

Carol Hunt hatten wir zu einem Besuch eingeladen und sie war im Mai 2005 für 2 Wochen in der Heimat ihrer Vorfahren. Wir waren mit ihr in Körbecke im Geburtshaus ihres Urgroßvaters Ignatz Bremer, und in Menne am Standort des Geburtshauses ihrer Urgroßmutter Anna Gladen (heute zur Hoffläche des Landwirts Joseph Gründer gehörig). Hinzu kamen Besuche bei vielen Verwandten in und in der Nähe von  Körbecke.

Da wir schon sehr lange genealogische Daten von unserer Familie und auch allgemein von Körbecke sammeln und  zusammentragen, wurde nun in uns der Wunsch geweckt, die Auswanderung von Ignatz Bremer und seiner Frau Anna Gladen so gut es geht anhand der gefundenen Unterlagen, den Informationen aus den USA und von den überlieferten Erinnerungen der hiesigen Verwandten nachzuzeichnen. Diese Darstellung einer Auswanderergeschichte kann  nur bruchstückhaft sein, dennoch aber einen Einblick in den Verlauf einer  Auswanderung zu damaliger Zeit in ein unbekanntes Land gewähren.

Ignaz Bremer und seine Körbecker Familie

Ignaz Bremer wurde am 5. Juni 1844 in Körbecke in Mantels Haus – einem angesehenen landwirtschaftlichen Betrieb – als jüngstes von 8 Kindern der  Eheleute Johannes Bremer und Theresia geb. Bessen (aus Verwalts Hause) geboren. Seine Kinderzeit verbrachte er auf dem elterlichen Hof im Kreise seiner Geschwister. Er besuchte die hiesige Volksschule von April 1851 bis April 1859. Sein Lehrer war Carl Bungenstock. Seit 1848 gab es in Körbecke zwar eine Knaben- und eine Mädchenschule, aber dennoch waren es mehr als 100 Schüler, die von einem Lehrer unterrichtet werden mussten. Die erste Knabenschule stand an der Lieth auf dem Gelände des linken Teiles der vor einigen Jahren abgerissenen Körbecker Volksschule gegenüber dem heutigen Feuerwehrgerätehaus. Die erste Mädchenschule befand sich im Saale der Menneschen (Schneiders) Gastwirtschaft.                        

Aus seiner Kinderzeit ist weiter erwähnenswert, dass er mit vielen durch den Vater selbst gefertigten Spielsachen und mit viel Phantasie gemeinsam mit seiner Lieblingsschwester Friderika und Kindern aus der Nachbarschaft ausgiebig in Hof und Garten gespielt hat. Sein Vater Johannes Bremer starb 1849 im Alter von 45 Jahren an einer Lungenentzündung, so dass sein ältester Bruder Karl mit 19 Jahren den Hof mit der Mutter verantwortlich bewirtschaften musste, bevor er 1855 das Hoferbe antrat und die Justina Jürgens aus Bölten Hause heiratete. Der Bruder Carl war später von 1876 bis 1906 über 30 Jahre Bürgermeister von Körbecke.

Seine Mutter heiratete 1854 den Witwer und Leibzüchter Heinrich Jürgens auf dem benachbarten Amthof.  Ihr jüngstes Kind Ignaz nahm sie dorthin mit, während Ignaz Lieblingsschwester, die zwei Jahre ältere Friderika, im Elternhause bei ihrem Bruder bleiben und vermutlich schon kräftig mitarbeiten musste.

Nach Beendigung der Schulzeit arbeitete er auf dem Hof seines Bruders Karl, bis er im Sommer 1966 zum Militärdienst eingezogen wurde.  

Über seine Eltern und seine Geschwister sind folgende Daten bekannt:  

Vater: Johannes Bremer (Mantels), geboren 24.09.1804; geheiratet 20.02.1830; gestorben 25.03.1849;

Mutter: Anna Cornelia Theresia Bessen  (Verwalts), geb. 13.10.1804; gest. 07.09.1883;

 Geschwister und Ehepartner:

Carl August Bremer, Hoferbe, geboren: 02.12.1830; geheiratet 15.02.1855; gestorben 18.06.1913;

Justina Jürgens (Bölten) ; geboren 25.01.1835; gestorben. 09.03.1918 

 Franz Anton Bremer, geboren 13.08.1833; gestorben: 22.04.1835;

 Clemens August Bremer, geboren 25.01.1835; gestorben: 06.08.1917;

Er heiratete am 10.11.1860 in Verwalts Hof die   Witwe Anna Sophia Bessen, geb. Jacobi; geboren 16.02.1825; gestorben: 24.02.1897; er ist der Verfasser der Chronik   „Von und für Cörbecke – zur Information und zum Andenken für unsere Nachkommen“, die der Kreis Warburg in seinen heimatkundlichen Schriften 1952 veröffentlicht hat.

 Elisabeth Bremer, geboren am 20.11.1836; gestorben 02.01.1900; sie heiratete am 04.07.1857 auf  den Amthof den Wilhelm Jürgens, geboren 01.10.1830, gestorben 30.01.1916. Den Amthof hatte der Urgroßvater von Ignaz und Elisabeth Bremer, Jodocus Georg Bremer, im Jahre 1790 mit 120 Morgen Land für seinen Sohn Georg Heinrich gekauft. Die Tochter des Georg Heinrich, Anna Maria Elisabeth Bremer, heiratete am 20.07.1824 den Heinrich Jürgens aus Bölten Haus, geboren 15.06.1800, gestorben 28.07.1874. Anna Maria Elisabeth Jürgens geb. Bremer ist am 17.05.1852 gestorben. Der Sohn Wilhelm Jürgens erbte den Amthof und heiratete Ignaz Schwester Elisabeth Bremer. 3 Brüder von Wilhelm Jürgens, Joseph, Heinrich und Clemens sind nach Amerika ausgewandert. 

 Friedrich Wilhelm Bremer, geboren 19.12.1838; gestorben 03.01.1839  

 Maria Theresia Bremer, geboren 02.12.1839; gestorben 25.05.1842

 Friederika Bremer, geboren 24.04.1842; sie heiratete am 22.10.1864 den Joseph Jürgens, geboren 01.04.1834, in Sauerlands Haus. Joseph Jürgens stammte aus Bölten Haus und hatte zu Beginn der 1860-er Jahre Sauerlands Hof gekauft. Joseph Jürgens war ein Neffe des Heinrich Jürgens, der die Anna Maria Elisabeth Bremer auf den Amthof geheiratet hatte. Joseph Jürgens ist am 14.07.1900 gestorben. Seine Frau Friederika am 13.12.1923. 

 Ignaz Bremer (nachrichtlich), geboren 5.6.1844; gestorben 01.10.1916; 1869 nach Amerika ausgewandert. Verheiratet mit Anna geb. Gladen aus Menne, geboren am 16.09.1842; gestorben am 16.04.1911 (dies sind Daten, die in Ignaz Geburtshaus vorhanden waren).

 1866 musste Ignaz Bremer als königlich preußischer Soldat in die 8-te Kom-panie des „Königlichen Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr 1“ in Berlin eintreten. In dem offiziellen „Führungs-Attest“ wird ihm gegen Ablauf seiner Dienstzeit von 3 Jahren unter dem 11. Juni 1869 bescheinigt, dass er sich in der ganzen Zeit gut geführt habe und nicht bestraft worden sei. Dennoch war diese Militärzeit eine harte Zeit, die sein Bruder Clemens Bremer aus den Erfahrungen seiner eigenen Soldatenzeit von 1857 bis 1860  in seiner Familien-Chronik so beschreibt: „Im Soldatenstande herrschten jedoch so viele Ungerechtigkeiten und der gemeine Soldat wurde so schmachvoll bedrückt, dass ich mit unauslöschlicher Erbitterung gegen diesen Stand erfüllt wurde“, und in seiner Chronik „von und für Cörbecke“ ergänzt Clemens Bremer diese Aussage wie folgt: „erhielt der Soldat einmal in seinen 3 Dienstjahren Urlaub, so lief er in mehreren Fällen zu Fuß von Minden nach Cörbecke. Aus entfernten Garnisonen wie Berlin, Düsseldorf konnte der Soldat nicht auf Urlaub kommen. Stattdessen sandte er sein Bild“.

 

 Anna Gladens Geburtshaus - abgebrannt 1989-aus Luftbild der Familie Gründer                                         Ignaz Bremers Elternhaus - erbaut 1856

 Anna Gladen und ihre Familiendaten

Seine spätere Frau Anna Gladen aus Menne lernte er nach den Erinnerungen von Frau Paula Gockeln geb. Bremer (die letzte Bremer im Geburtshaus von Ignaz Bremer und eine Großnichte von ihm) kennen, als diese öfter ihre Schwester Maria besuchte, die seit 1860 mit dem Landwirt Johannes Wittkopp in Körbecke (Hohl) verheiratet war und später in Körbecke laut Kirchenbuch als Dienstmagd arbeitete. So hatte sie auch die Patenschaft für deren 1867 geborene Tochter Anna Wittkopp übernommen.  Anna Gladens Eltern bewirtschafteten nach den Aussagen des Nachbarn Josef Gründer in Menne zu der Zeit einen Hof mit etwa 40 - 50 Morgen Ackerland.  Der Name Gladen ist in Menne nicht mehr vorhanden. Den Kirchenbüchern von Menne konnten folgende Informationen über die Familie Gladen entnommen werden:    

  

Stammbaum der Familie Gladen/Steffens aus Menne

aus den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde Hohenwepel/Menne - ermittelt im erzbischöflichen Archiv in Paderborn von Kurt Bremer

 Johannes Bernhardus Zacharias Gladen, geboren am 2. Sept. 1798 in Menne, gestorben am 16.07.1864 im Alter von 65 Jahren, 10 Monaten und 14 Tagen an Altersschwäche

Er hinterließ eine Ehefrau und 4 volljährige (majorenne) und 2 minderjährige (minorenne) Kinder. (Anmerkung: zu der Zeit erreichte man die Volljährigkeit erst mit 25 Jahren)

 Seine Ehefrau Anna Maria Margaretha Steffens, geb. 21 Jan 1799, heiratete er am 04.09.1825.

Die Eltern von Bernhard Gladen waren Ferdinand Gladen, Ackermann in Menne, und Maria Theresia Petri, geboren in Menne.

Der Vater von Anna Maria Margaretha Steffens war der Ackermann Henrich Steffen, geboren am 16.04.1763, gestorben am 31.10.1820 an Lungenentzündung. Die Mutter war Elisabeth Beinen (später Peine).

Bernhard Gladen und Anna Maria Steffens hatten insgesamt 7 Kinder:

 1. Maria Theresia Gladen, geb. 23.06.1826; Hochzeit 30.08.1849 mit Heinrich Brechtken, geb.16.09.1819, Ackermann in Hohenwepel,

2. Anna Maria Elisabeth Gladen, geboren 10. 11.1828, Hochzeit am 5.02.1853 mit Johann Xaverius Brechtken, geboren Jan.1822        Ackermann in Hohenwepel und Bruder von Heinrich Brechtken,

3. Anna Maria Cath. Gladen, geb. 19.01.1832, Hochzeit 27.10.1860 mit Johann Wittkopp, 48-jähriger Witwer und  Ackermann  aus Körbecke

4. Helena Gladen, geboren 12.02.1834, Hochzeit am 4.06.1859 mit Johannes Lüke, geborlen 1830, Ackermann aus Großeneder,

5. Bernhard Anton Ferdinand Gladen, geboren 6.08.1837, gestorben am  27.02.1847 an  Scharlachfieber

6. Anna Christina Gladen, geb. 30.03.1841 (abends 6 Uhr) (Ehefrau von Ignatz Bremer)

7. Margaretha Gladen, geb. 8.09.1845  

 Der einzige männliche Nachkomme Bernhard Anton Ferdinand Gladen starb im Alter von knapp 10 Jahren, so dass durch die Einheirat des Heinrich Brechtken aus Hohenwepel der Name Brechtken ins Haus kam. Später ist dann der Name Engemann gefolgt. Mehr Informationen über Anna Gladen und ihre Familie in Menne konnten nicht gefunden werden. 

 Was hat Ignaz Bremer zur Auswanderung veranlasst?

Aus der politischen Situation heraus und nach den ermittelten überlieferten Informationen können hier wohl als wichtigste Punkte aufgeführt werden:

Die preußische Politik zielte unter der Führung des Kanzlers Otto von Bismarck in den 1860-er Jahren eindeutig auf die Einigung Deutschlands unter Preußischer Vormachtstellung hin. Vor diesem Hintergrund waren bereits der deutsch-dänische Krieg in 1864 und der deutsch-österreichische Krieg in 1866 erfolgreich und mit den erwünschten Landgewinnen – vor allem im süddeutschen Raum - geführt worden und der deutsch-französische Krieg stand unmittelbar bevor. Die Anzahl der preußischen Infanterieregimenter wurde in dieser Zeit von 42 auf 88 erhöht, so dass eine schlagkräftige Armee zur Verfügung stand.  

Ignaz Bremer war bekannt, dass zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 insgesamt 21 junge Männer aus Cörbecke eingezogen wurden, von denen der Musketier Wilhelm Blömeke gefallen ist. Am Deutsch-Österreichischem Krieg 1866  waren 32 Körbecker als Soldaten beteiligt, von denen der Landwehrmann Clemens Degenhardt den sogenannten „Heldentot“ fand. Nun war Ignaz in 1866 zum Militärdienst beim Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 in Berlin eingezogen worden und hatte diesen im Spätsommer 1869 beendet. Nach Beendigung seiner Militärdienstzeit wurde er nicht entlassen sondern nur beurlaubt. In einem seiner späteren Briefe beschreibt er, wie er nach seiner Beurlaubung vom Militärdienst auf dem Rückweg von Berlin mit dem Zug bis Höxter und dann den Rest wegen fehlender Verbindungen zu Fuß (ca 25 km) von Höxter nach Körbecke mit Pause bei Verwandten in Borgholz (Nostitz und Scheideler) gegangen sei. Ihm war zu der Zeit bewusst, dass der deutsch-französische Krieg bevorstand und er als nur beurlaubter aber voll ausgebildeter Soldat sofort bei Beginn des Krieges eingezogen werden würde. In den Krieg ziehen wollte er jedoch auf keinen Fall. (in dem preußischen  „Gesetz, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste“ vom 09.Nov. 1867 heißt es in § 6: Die Verpflichtung zum Dienste im stehenden Heere …… dauert sieben Jahre. Während dieser sieben Jahre sind die Mannschaften die ersten drei Jahre zum ununterbrochenen aktiven Dienst verpflichtet. Während des Restes der siebenjährigen Dienstzeit sind die Mannschaften zur Reserve beurlaubt, insoweit nicht die jährlichen Uebungen, nothwendige Verstärkungen oder Mobilmachungen des Heeres die Einberufung zum Dienst erfordern“).

Alte Körbecker Kirche - erbaut 1663  -  abgerissen 1902 (aus Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen - 1939)

So besaß Ignaz Bremer keine Entlasspapiere vom Preußischen Militär und konnte deshalb auch keine Ausreisepapiere erhalten. Denn die erhielt nur der, der nachgewiesen hatte, dass keine Schulden mehr zu begleichen waren und der als männlicher Antragsteller vom  Militärdienst entlassen war.                         

In einem Brief hat mein Vater festgehalten, dass vor dem ersten Weltkrieg der damalige Pastor Schlathölter von Brinktown, Maries County,  Missouri (der gebürtig aus Essen und auf einem Heimatbesuch in Deutschland war)  in Körbecke bei meinem Urgroßvater Clemens Bremer zu Besuch gewesen ist und er das Gespräch als etwa 13-jähriger mitbekommen hat.  Dabei sei auch der Grund für die Auswanderung von Ignaz Bremer besprochen worden. Hier habe Clemens Bremer als Grund die schlechten Existenzmöglichkeiten und die Militärdienstszeit, die sein Bruder als menschenunwürdig angesehen habe,  genannt.

Sicher ist auch, dass er als Jüngstes von 5 lebenden Geschwistern keine Aussicht auf einen zur Existenzgründung reichenden Erbanteil und somit auch keine wirtschaftliche Grundlage zur Gründung einer eigenen Familie hatte.

Die vorstehenden Überlegungen und die offensichtlich feststehende Absicht von Ignaz Bremer und Anna Gladen, eine Familie zu gründen, dürfte zu dem gemeinsamen Entschluß geführt haben, nach Amerika auszuwandern.  Ermittelt habe ich, dass beide 1869 nach Amerika ausgewandert sind. Nach den Aufzeichnungen von Maria Jacobi ist Anna Gladen zuerst ausgewandert und Ignatz ihr gefolgt. Die Auswanderung ihres Sohnes wollte Ignatz Mutter unter allen Umständen verhindern. Als er sich vor seiner Abreise von ihr verabschieden wollte und zum Amthof ging, hat sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen, um so seine Abreise zu verhindern. Dies hat zwar seine Entscheidung nicht mehr geändert, aber dieser fehlende Abschied von seiner Mutter hat ihn sein Leben lang belastet, wie er noch in einem Brief im Jahre 1911 schreibt.

 Die Auswanderung

Obwohl Ignaz Bremer und Anna Gladen in 1869 ausgewandert sind,  war die gezielte Planung einer gemeinsamen Auswanderung nicht möglich, da Ignaz nicht die erforderlichen Ausreise-Papiere besaß. Über den Zeitpunkt von Anna Gladens Auswanderung ist nichts bekannt. Ignatz begab sich Ende Sept. 1869 nach Bremen, um dort eine Schiffspassage nach Amerika zu buchen. Da er vom Militär nur beurlaubt war und somit keine Entlass-Papiere hatte, erhielt er in Bremen keine Schiffskarte. Die Schiffsagenten waren unter Eid verpflichtet, Schiffspassagen nur an Reisende mit vollständigen Papieren auszugeben. So vergingen etwa 8 Tage. Dann begab sich Ignaz Bremer nach Bremerhaven, fand dort einen „Winkeladvokaten“, wie er es in einem Brief nannte, der ihm eine Schiffskarte besorgte. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Ignaz Deutschland unter fremden Namen verlassen hat. Eine in der Deutschen Auswanderer-Datenbank im „Historischen Museum Bremerhaven“ veranlasste Recherche zu Ignaz Bremer und Anna Gladen hat zu keinem Ergebnis geführt.

In einem Brief vom 09.01.1870 beschreibt er seine Schiffsreise recht ausführlich. Danach verließ das Schiff am 2. Oktober 1869 Bremerhaven. Am 4. Oktober abends erreichte es Southhampton in England, wo es bis zum Mittag des 5.10. vor Anker blieb. Dann ging es auf den Atlantik hinaus. Am 6. und 7. Oktober hatte er mit der bekannten Seekrankheit zu kämpfen. In dem Brief bedauerte es Ignaz Bremer außerordentlich, dass in den ersten Tagen überhaupt kein Sturm aufgetreten sei und                                              Soldatenbild - Ignaz Bremer hinten rechts

er schon befürchtete, in Amerika anzukommen, ohne einen Sturm erlebt zu haben. Am 10. und 11. Oktober aber hatte er das Vergnügen. Er schreibt: „Das Wasser schlug über das Vordeck und formte sich zu Bergen. Man konnte nicht stehen oder liegen ohne sich nicht an etwas festzuhalten“. Am 16. Oktober erreichten sie New York und wurden in Castle Garden (zentraler Landeplatz mit Halle für Einwanderer) abgesetzt. (Hier wurden die Einwanderer von Beamten beraten und konnten Fahrkarten für ihre Weiterreise kaufen. 1892 wurde Castle Garden geschlossen und durch Ellis Island abgelöst). Ignaz Bremer schreibt über Castle Garden und seine Ankunft: „ Dies ist ein großes Gebäude nahe am Wasser, in welches die Passagiere und das Reisegepäck landen. Um das Gepäck braucht man sich nicht weiter zu kümmern, als das man angibt, wohin es soll.  

Zu der Dauer der  Überfahrt ist anzumerken, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur Segelschiffe im Einsatz waren, bei denen die Überfahrt abhängig vom Wind ca 7 - 10 Wochen dauerte. Mit dem Einsatz von Dampfschiffen ab Mitte des 19. Jahrhunderts verkürzte sich die Überfahrt auf etwa 15 Tage. So lange hat auch die Fahrt von Ignaz Bremer gedauert.  Im Monat Oktober 1869 sind am 9., 11., 16., 18. und 22. Schiffe aus Bremen in New York eingetroffen. Das am 16.10. eingetroffene Dampfschiff Hansa hat Bremen am 2.10. verlassen. Hierbei kann  es sich somit nur um das Schiff handeln, mit dem Ignatz Bremer nach Amerika ausgewandert ist.

Der Ankunftstag war ein Samstag und so blieb er bis Montag in New York, um danach nach St. Louis weiter zu fahren. In der Gegend um St. Louis lebten schon etliche Körbecker Auswanderer – sogar Verwandte wie die Familie von Johann Georg Bessen, einem Bruder seiner Mutter, und Anna Helena Theresia Bessen, eine Schwester seiner Mutter, die in St. Louis unter dem Namen Lewis oder auch Luis verheiratet war.

 Die ersten Schritte in der neuen Heimat

Über seine Ankunft in St. Louis am 2.11. und die Zeit danach  schreibt Ignaz Bremer: „Wir haben uns einige Tage bei Bruder Joseph (Jürgens/vom Amthof- K.B.) niedergelassen. Derselbe ist wohlhabend und macht gute Geschäfte.  Dann besuchte ich viele Körbecker, denen es allen recht gut geht. Am 27. besuchte ich Onkel Luis und Tante. Dieselben wohnen eine Stunde von der Stadt, und sind wohlhabend. Ich habe einen Monat bei ihnen gearbeitet. Bei diesem Onkel Luis und Tante handelt es sich um Anna Angela Theresia Bessen, geb 16.05.1802, einer Schwester seiner Mutter, die in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert ist und in St. Louis mit einem Mann Luis oder auch Lewis aus Büren verheiratet war.

Weiter schreibt Ignaz: Am 5. Dez. kam Heinrich Bielefeld von Illinois nach St. Louis und holte seinen Bruder Franz nach Illinois (Heinrich Bielefeld stammte aus Welda. Sein Bruder Franz, Landwirt in Welda, hatte eine Maria Anna Jürgens aus Bölten Hause in Körbecke geheiratet. Diese war wiederum eine Schwester der Carolina Jürgens, die mit Johann Georg Bessen, einem Bruder von Ignaz Bremers Mutter, verheiratet war. Diese Familie Bessen hatte ihren Dreispänner-Besitz verkauft, war um 1855 ausgewandert und in Illinois, südlich von St. Louis, ansässig geworden - K.B.).  Um etwas zu erfahren, bin ich mitgemacht, nach Joseph Bessen, Clemens und Heinrich Bessen. Da hättest Du müssen bei mir sein lieber Bruder.  August Jostes (aus Körbecke) war auch mit, der wollte seine Schwester und Schwager besuchen (August Jostes stammte aus Davids Hause, lebte in St. Louis und war dort verheiratet; seine Schwester Carolina Wilhelmina hatte am 1.9.1861 den Heinrich Bessen in St. Louis geheiratet).   Wir fuhren auf dem Mississippi etwa 50 englische Meilen nach Prairie du Rocher, wo Bessens Joseph wohnt (Joseph Bessen war bereits 1851 nach Amerika ausgewandert und über New Orleans den Mississippi herauf gefahren bis Prairie du Rocher, wo er sich eine Farm aufbaute). Er wohnt am Ende der Stadt auf seiner über 400 Acre (= 640 Morgen K.B.) großen Farm.  Johannes Watermeier, Nögels (aus Körbecke), ist sein Hofmeister.  Joseph hat den Kopf voller Ränke, dass man herzlich über ihn lachen muss. Seine Frau und Kinder und Schwiegermutter sind noch recht wohl. Klemens Bessen wohnt auf derselben Farm, war aber nicht zu Hause. Ich traf nur seine Frau und Kinder. Wir kamen den 7. Dez. des Morgens bei Joseph Bessen an. Derselbe brachte uns mit seinem Wagen, unter Führung seines Hofmeisters nach Heinrich Bielefeld seiner Farm, welche 1 ½ Stunde weit von Prairie du Rocher ist.  Das war eine lustige Fahrt.  Vorn auf dem Wagen saß Nögels Johannes und Heinrich Bielefeld. Mitten saß August Jostes. Daneben stand der lustige Deklamant Joseph Bessen. Ein Fässchen Wiski machte stets die Runde. Hinten saßen ich und Franz Bielefeld.  Wir hielten uns beim Bielefeld einige Stunden auf und fuhren dann 1 ½ Stunden weiter zum Heinrich Bessen, wo wir uns einige Tage bis zum 10. aufhielten.

 Als wir beim Heinrich Bessen waren, war etwas unfreundliches Wetter, sonst wäre ich auch mal nach Red Bud gemacht und hätte das Grab unseres Onkels (Johannes Georg Bessen, der 1865 gestorben war  K. B.) besucht. Als wir fortmachten, fuhr uns Heinrich Bessen nach St. Genevieve an den Mississippi zum Landungsplatze. Unterwegs trafen wir den Clemens Richter (aus Körbecke - K.B.) an, welcher mit 2 mächtigen Ochsen Holz fuhr. Heinrich Bessen ist ein guter verständiger Mann und es geht ihm recht gut. Als ich von der Reise zu meinem Onkel Luis zurückkam, war sein Schwiegersohn aus Edwardsville da, welches 18 englische Meilen von St. Louis, in Ilinois liegt. Derselbe besitzt eine tüchtige Farm. Da ich gerne an einen Platz wollte, wo nur englisch gesprochen wird, so machte ich mit ihm“.

Ignaz Bremer fand dann zunächst Arbeit in Edvardsville in Illinois auf der Farm eines schottischen Einwanderers. Er verdiente dort ½ $ am Tag.  In dem hier mehrfach zitiertem Brief, der vom 9. Jan 1870 aus Edvardsville stammt und an Clemens Bremer adressiert ist, schreibt er zum Schluss über die Sorgen, die er seiner Mutter durch seine Flucht aus Deutschland bereitet hat, und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie ihm bald schreibt und verzeiht.  Weiter führt er aus: “Ansonsten habe ich keine Sorgen und ich fühle mich hier sehr wohl. Jetzt will ich nur sagen, es ist tatsächlich ein Land wo Milch und Honig fließt“.

 Der weitere Weg von Anna und Ignaz Bremer

Von diesem Zeitpunkt an fehlen zunächst weitere Informationen. Es gibt keinen Hinweis zu seiner Freundin Anna Gladen. Es konnte als nächstes
 ermittelt werden, dass er und Anna Gladen am 17.Oktober 1870 in der St. Liborius Church in St. Louis getraut wurden.  Nach den Unterlagen aus
 dem Archiv in Vienna, der Hauptstadt von Maries County, erwarb Ignaz Bremer 6 Wochen später, am 28. Nov. 1870, von George W. und Frau Mary
 Ann Shaw 80 Acres (= 130 Morgen) Land. Dafür bezahlte er 600 US $.  Dieser Betrag stammte aus seinem Erbteil, der in einem 1979 geschrie
-benen Brief von Paula Gockeln geb. Bremer – die letzte Bremer im Elternhaus von Ignaz Bremer – mit 1.400 Taler beziffert wurde. Meine Recher-
chen hierzu haben ergeben, dass diese Summe zur damaligen Zeit etwa 1.000 US $ entsprach. Auf diesem erworbenen und noch urbar zu machenden
Land stand eine kleine Blockhütte, in der Ignaz mit Anna gelebt haben dürfte, bis das größere Wohnhaus errichtet war, dass er in einem Brief aus 1912
 näher beschrieben hat.  Vermutlich hat er zusätzliches äußerst günstiges aber ebenfalls noch urbar zu machendes Land nach dem damaligen 
amerikanischen „Homestead Act von 1862 zur Siedlung der Einwanderer im Westen“ mit einem weiteren Teil des Geldes erworben.  Seine Nichte
 Maria schrieb in ihren Aufzeichnungen: …. Er hatte dort einen schweren Anfang, musste hart arbeiten, da er das gekaufte Land erst urbar machen
 musste ……..  Weiter geht aus den Unterlagen hervor, dass der erste Sohn John William Bremer am 15.08.1871 in Brinktown geboren wurde.   
Wie eine solche Ansiedlung zu damaliger Zeit 
 

 

Das erste Wohnhaus, das Ignatz Bremer baute – im Brief von 1912 beschrieben – bewohnt bis 1918 - abgerissen 1970 - aufgenommen 1969         Ignatz Bremers Smoke-house  (Räucherhaus)

 aussah, ist sehr einprägsam in der Chronik über die Entwicklung der Pfarrgemeinde von Brinktown beschrieben, die 1991 zum 100-jährigen
 Jubiläum des zweiten Kirchenbaues für Brinktown herausgegeben wurde. An diesem und auch an dem ersten Kirchenbau hat Ignaz Bremer 
maßgeblich mitgewirkt. Beschrieben ist die Ansiedlung von John Wolfgang Viessmann, der gemeinsam mit Ignaz Bremer 1873/74 und 1891
 die erste und zweite Kirche und auch das Pfarrhaus mit gebaut hat. 

„Im Jahre 1859 (also etwa 10 Jahre vor Ignatz Bremer – K.B.) schaute John Wolfgang Viessmann über eine Gegend in Maries County, die dicht mit Unterholz und Bäumen bewachsen war. Ihm war bekannt dass hier in der Nähe Indianer lebten, die sich das Notwendigste für ihren Lebensunterhalt durch Jagen, Fallenstellen und Pflanzenanbau besorgten. Als er die Gegend näher auskundschaftete, stieß er auch auf einige Einwanderer, die von Nord Carolina nach hier gezogen waren, hier siedelten und so auf ein besseres Leben auf einer Farm hofften. John W. Viessmann wünschte dasselbe und so suchte er nach einer Stelle, auf der Bäume standen, eine Quelle mit reinem Wasser war und die für den Bau einer Hütte geeignet schien. Er fand eine Quelle (an einer Stelle, die 200 Yards südlich von dem heutigen Friedhof der Schutzengelgemeinde von Brinktown liegt) und eine Stelle mit Bäumen, die geeignet war für eine Hütte und so kam er in diese Gegend von Maries County.  Eine Vertragsurkunde übertrug ihm Land in der Section 17 TWP 39, Reihe 11 in 1860. Wenig später hatte er ein Holzhaus gebaut, ausreichend groß für sich, seine Frau (Theresia Lauterback) und die Kinder“.

An späterer Stelle wird ausgeführt: „Wer alle zum Kirchenbau (1873/74) mitgeholfen hat, ist nicht schriftlich festgehalten – aber ein paar Namen wurden aufgeschrieben. William Isenberg war der erste, der Holz für die Kirche heranfuhr. Ignatius Bremer transportierte Holz aus seinem Wald mit seinen Ochsen“.  Zu diesem Zeitpunkt hatte Ignaz Bremer seine Farm schon soweit entwickelt, dass er sich mit seinem Ochsengespann am Bau der Kirche beteiligen konnte.

Dass er etwa um 1870/71 in Brinktown gesiedelt hat, kann man auch einem Brief von 1893 entnehmen, in dem berichtet, dass er 10 Ochsen zum Schlachten nach St. Louis gebracht hat und so nach 22 Jahren erstmals wieder dorthin gekommen ist.  Es folgten die Geburten der Kinder Mary Bremer am 01.April 1873 und Theresa Bremer am 30. Januar 1875. Erst in einem Brief vom 08.April 1877 an seine Mutter erfahren wir wieder etwas von ihm und wie es ihm geht. In dem Brief äußert er sein Unverständnis darüber, dass seine Mutter seine Briefe – wohl aus Verärgerung über seine nicht gewünschte Emigration – nicht beantwortet. Er schreibt aber auch, dass es ihm und seiner Familie gut geht und sie sehr zufrieden sind.  Hier heißt es: „Durch fleißiges Arbeiten gewinnt meine Farm jährlich an Wert und Ausdehnung und in Folge dessen vermehrt sich jährlich der Viehstand und der Wohlstand. Unsere Kinder wachsen heran und versprechen die schönsten Hoffnungen“.  In einem späteren Brief schreibt Ignatius, dass sie jeden Winter mehrere Acre (1 Acre = 4.044 qm) Holzland räumen lassen (urbar machen), wovon das ausreichend dicke Holz zu Ofenholz geschnitten  und der Rest auf dem Lande verbrannt werde. So vergrößerte sich die Ackerland-Fläche ständig. Ab diesem Zeitpunkt lebten Ignaz und seine Familie sicherlich in einem gewissen Wohlstand und hatten keine Not zu leiden. Dies bedeutete aber auch, dass er, seine Frau und auch die heranwachsenden Kinder immer hart arbeiten und sehr gut wirtschaften mussten.  In 1877 am 23. Juni wurde die Tochter Elisabeth geboren, deren Patin übrigens eine Frau Prent geb. Müller aus St. Louis, gebürtig aus Welda (16 km von Körbecke entfernt) war, eine Cousine seiner Frau Anna Gladen. Es könnte sein, dass seine Frau Anna nach ihrer Auswanderung bei dieser Cousine in St. Louis bis zu ihrer Heirat im Oktober 1870 gelebt hat. Sophia Müller hatte am 14.1.1866 den ebenfalls aus Deutschland stammenden Georg Prent geheiratet. Als weitere Kinder wurden Clemens am 07.April 1879, Anna am 08. Dez.1880 und Joseph am 01.Januar 1883 geboren.

    Ignatz Bremer und Anna Gladen mit 6 ihrer Kinder - der Sohn John fehlt - aufgenommen 1894                    Ignatz Bremer - aufgenommen 1912

Interessant ist und nicht aufgeklärt werden konnte zu Anna Gladen, dass sie nach den Eintragungen im Kirchenbuch als Anna Christina Gladen am 30.03.1841 in Menne geboren ist.  Nach den vorhandenen Daten im Elternhaus von Ignaz Bremer ist sie am 16.8.1842 geboren. Bei den Nachfahren in Amerika steht in den Unterlagen, unter anderem auf der Todesbescheinigung, der 16.9.1842 als Geburtsdatum während auf ihrem Grabstein der 6.8.1842 genannt und in einem Familienbuch mit Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten des jüngsten Sohnes und Hoferben Joseph Bremer der 5.8.1842 eingetragen ist. Nachdem uns 3 unterschiedliche Daten bekannt waren, haben wir Carol Hunt hierauf hingewiesen. Nach einiger Zeit schrieb sie uns dazu: „I thought I would be able to solve the mystery of Anna`s birthdate—instead it just became more mysterious”. (ich dachte, ich könnte die Ungereimtheiten um Anna`s  Geburtsdaten  klären, stattdessen wurde es noch mysteriöser) und ließ uns wissen, dass sie noch zwei weitere Geburtsdaten gefunden hatte. Nun waren es fünf verschiedene.  

Die Bürgerrechte der Vereinigten Staaten von Amerika erwarb Ignaz Bremer am 12. Oktober 1880. Die Voraussetzungen, mindestens 5 Jahre ununter-brochen in den Vereinigten Staaten gelebt zu haben, waren erfüllt, und mit dem erforderlichen Eid auf die Verfassung der Vereinigten Staaten vor dem Kreisgericht in Vienna, der Hauptstadt von Maries County, und zugleich  der Verzicht und das Abschwören  einer Zugehörigkeit zu einem fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen, machten ihn zu einem Bürger der Vereinigten Staaten.

Für die Zeit von 1877 bis 1893 gibt es keinerlei Informationen über seine Familie und seine Kinder außer den vorstehenden Geburtsdaten.  Auch seine Urenkelin Carol konnte trotz intensivster Suche in ihrer Verwandschaft keine näheren Informationen finden.  Beigetragen dazu haben mag auch, dass nach Angaben von Carol bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts sogenannte Entsorgungsfirmen über die Farmen zogen und sich erboten, auf den Böden gesammelte und zurückgelegte nicht mehr benötigte Gegenstände unentgeltlich zu entsorgen. Hierbei dürften nach Carols Einschätzung nicht nur wertvolle alte Familienstücke und Erinnerungsgegenstände sondern auch Urkunden und andere informative Schriftstücke von Ignatz Farm mitgenommen worden sein.  Die letzten Zeitzeugen auf amerikanischer Seite, Enkelkinder von Ignaz Bremer, sind in den vergangenen Jahren verstorben, so dass nur Zufallsfunde einige zusätzliche Informationen liefern könnten.

Für die Zeit von 1893 bis zu seinem Tode in 1916 kann aus 19 in der Verwandschaft in Körbecke aufgefundenen Briefen von ihm sein weiterer Lebenslauf und die Entwicklung seiner Farm sowie seine eigene Einschätzung der jeweiligen allgemeinen politischen und wirtschaftlichen  Lage entnommen werden. 

Im April 1893 schreibt er sowohl an seinen Bruder Carl als auch an seine Schwester Friderika. Er schickt ein neu aufgenommenes Bild von seiner Familie mit dem Bemerken, dass die 18 jährige Theresia und die 20 jährige Mary bereits verheiratet sind und er bereits bei beiden Großvater ist. Weiter berichtet er, dass er im Februar 1893 10 gemästete Ochsen mit der Bahn zu den Viehöfen in das 138 Meilen entfernte St. Louis zum Schlachten gebracht hat und erstmals nach 22 Jahren wieder in St. Louis war. Erstaunt und fasziniert zeigte er sich über die Errungenschaften der Neuzeit. Elektrische Straßenbeleuchtung, elektrischer Straßenbahnbetrieb, welcher wirklich großartig ist. In alle Richtungen fahren elektrische Waggons und man sieht kaum Fußgänger. Dann die zwei Brücken, die den Mississippi überspannen – großartige Bauwerke.  Übernachtet hat er zunächst bei der Familie Prent, Später hat er noch einige Bekannte aus Cörbecke besucht. Zunächst Henry Jürgens (vom Amthof), dessen Reklameschild er bereits von der Straßenbahn aus gesehen hatte „Henry Juergens Grocery & Beer Saloon“.  Er beschreibt, wie er  zum Schanktisch des Saloons gegangen ist und dort etwas zu trinken bestellt hat. Er lud Henry ein, mit ihm auf alte Bekanntschaft zu trinken, er sei nämlich ein Landsmann und sie hätten sich früher gut gekannt. Nach 22. Jahren erkannte Henry ihn nicht, bis er sich zu erkennen gab. Die weiteren Bekannten, die er besuchte, waren eine Frau Dierkes –früher Herbolds Liesbet und Clemens Richter (früher der Rasche),  Er berichtet weiter über die schlechten Weizenpreise, so dass sie 300 Hühner mit Weizen füttern und dafür die gut bezahlten Eier verkaufen. 

Im November 1894 beantwortet er wieder einen Brief seines Bruders Carl und bedankt sich für ein Bild, das dieser ihm gesandt hat. Er spricht Carls Tochter Maria an, die in Rikesannen Haus geheiratet hat und schon seit 1890 Witwe ist und auch bleiben will.  Weiter berichtet er über die Arbeitslosenproblematik in den USA und die privaten Armeen, die sich gebildet haben und nach Washington marschiert sind, um dort zu demonstrieren. Er beklagt weiterhin die niedrigen Getreidepreise, zeigt sich zufrieden über die guten Schweinepreise und berichtet, dass er letzten Winter eine Ladung Schweine nach St. Louis gebracht hat und jetzt jeden Monat eine Ladung fettes Vieh durch seine Schwiegersöhne dorthin transportiert wird. Da die Schwiegersöhne auch eigene Farmen in seiner Nähe hatten, ist sicherlich immer ein gemeinsamer Transport von fettem Vieh von allen 3 Farmen geliefert worden.  Er schreibt über den Bau einer neuen Kirche (aus Holz) in Brinktown, für dessen Durchführung sein Schwiegersohn verantwortlich ist. Die Kirche ist 26 Meter lang und 11 Meter breit.  Erstaunlich klingt zunächst, wenn er berichtet, dass er 2 gute Arbeitspferde verschenkt hat, weil er zu viele Pferde hatte. Dies wird jedoch verständlich, wenn man weiter liest, dass Pferde zu  der Zeit fasst unverkäuflich waren.

Im nächsten vorhandenen Brief von 1905 an seinen Bruder Clemens schreibt er von der goldenen Hochzeit des Bruders Carl in seinem Elternhause. Er hofft, dass dies  beim Eintreffen europäischer Nachrichten löblich vermerkt wird. Hieraus ist zu schließen, dass es deutsche Zeitungen gab, die die Auswanderer abonniert hatten, um so regelmäßig etwas aus Deutschland zu erfahren.  Er fährt fort „so sah ich z.B. voriges Jahr die goldene Hochzeitsfeier des Theodor Derenthal in Rösebeck löblich vermerkt“. Weiter schreibt er von seinem Sohn Clemens, der in St. Louis eine eigene Firma gründen will und von dem ungewöhnlich strengen Winter.  Vom Postdienst berichtet er, dass auf dem Lande eine freie Anlieferung eingeführt wurde. Dazu müssen die Anwohner an der Postroute einen Briefkasten errichten und die Postämter entsprechend informieren. Seine Farm liegt eine Meile von der Postroute entfernt. Meistens holt er jedoch die Post vom Postamt ab, weil dort ohnehin noch andere Geschäfte abgewickelt werden müssen. Auch geht bereits eine Telefonleitung über sein Farmgelände.

In einem Brief vom 18.05.1910 an seinen Bruder Clemens berichtet Ignatz, dass sich der Wohlstand der Landbevölkerung während der letzten Jahre sehr gehoben hat. Die meisten Familien haben Telefon, täglich hört man das Pfeifen der Dampf-Sägemühlen, die die vorhandenen dicken Eichen schneiden, um Bauholz für moderne Gebäude zu bekommen. Sonntags bei der Kirche ist der Kirchplatz mit Kutschwagen gefüllt, „das könnten sich die Leute jetzt leisten“. Auch der Preis für das Land ist in den letzten Jahren stark gestiegen. So wird jetzt auch Land, das nicht unter Kultur ist, als Viehweide eingezäunt. Dies hat er mittlerweile auch getan und eine eingezäunte Viehweide von 80 Acre (= 130 Morgen K.B.) und im nächsten Winter soll der Rest von 40 Acre folgen. Nach einem Gesetz (Stock law) sollte das freie Umherlaufen des Viehs ab 1910 verboten sein. Dieses Gesetz ist aber wegen eines Formfehlers erst später in Kraft getreten.  Es folgt ein weiterer Hinweis auf „die Lokalnachrichten aus der alten Heimat“ in denen er gelesen hat, dass bei einer Dorfschlacht, welche zwischen Jugendlichen im Alter von 17 bis 30 Jahren aus den Gemeinden Ostheim und Lamerden ausgefochten wurde, ein Fehling aus Ostheim sein Leben eingebüßt hat. Gegen die Täter aus Lamerden seien Gefängnisstrafen von 9, 5 bzw 4 Monate verhängt worden. Er schreibt über seine Tochter Elisabeth, deren Mann verstorben ist, dass sie dennoch mit ihrem 16 jährigen Sohn und der 14 jährigen Tochter die Farm gut bewirtschaftet. Auch über seine anderen Kinder und Enkelkinder berichtet er ausführlich. Zum Schluß erwähnt er, dass er eine weitere Farm in der Nähe zugekauft hat, die von ihm als Niederlassung bezeichnet wird, weil die Bewirtschaftung vom alten Wohnsitz aus erfolgt. Ausdrücklich erwähnt er, dass sie alle noch gesund sind und es ihnen und den Kindern allen gut geht.

In einem kurzen Brief vom 16.07.1910 an seinen Bruder Clemens, dem er eine Karte von Maries County gesandt hat, erläutert er diesem die Lage seiner Farm. Weiter berichtet er, dass sein Sohn Clemens ein sehr gut gehendes Geschäft in St. Louis hat. Von Henry Jürgens schreibt er, dass dieser sein Geschäft verkauft hat und von dem ersparten lebt. Er wollte ihn nun auch auf seiner Farm besuchen, eine Erkrankung (Gelbsucht) verhinderte diesen Besuch jedoch.

In einem weiteren Brief vom 3.9.1910 berichtet er, dass Henry Jürgens am 3.8.1910 gestorben ist. In diesem Brief schreibt er ausführlich über Henry Jürgens, der bereits einmal ausgewandert, dann wieder zurückgekommen und mit ihm erneut ausgewandert war.  

In seinem  Brief vom 30.11.1911 an seinen Bruder Clemens ist erstmals in seinen vielen vorliegenden Schreiben seine Frau Anna erwähnt. Er berichtet von ihrem Tod. Wenn er auch nur indirekt über sie schreibt, so merkt man doch, wie sehr er unter ihrem Ableben gelitten hat. Dies kommt deutlich zum Ausdruck, wie aus dem nachstehenden Auszug ersichtlich wird.

 „Lieber Bruder,

wenn ich in vergangenen glücklichen Zeiten am Ende eines Jahres Rückschau hielt über den Verlauf und die Errungenschaften desselben, dann konnte ich stets mit Befriedigung und frohem Mute zum neuen Jahr übergehen. Außer dem traurigen Ende eines unserer Schwiegersöhne hatte uns fast kein nennenswertes Unglück betroffen. Auch das nun zu Ende gehende Jahr hatte sich bei uns mit gewohnter Freundlichkeit eingestellt ohne die geringste Vermutung, wie ungünstig mir sein weiterer Verlauf sein sollte.

Ein unbesetzter Stuhl neben mir in meiner einsamen Stube steht da als Symbol des Ereignisses dieses für mich so traurigen Jahres. Auf dem Friedhofe bei Brinktown steht auf einen Marmorstein eine Inschrift, aus welcher unsere Nachkommenschaft ersehen mag, dass dort ihre Ahnmutter zur letzten Ruhe gebettet ist.

Mein  Sohn und meine Schwiegertochter bemühen sich, mir die liebende Fürsorge der Mama zu ersetzen, was ich dankbar anerkenne, hat jedoch nicht den Wert einer liebenden Frau. Du hast ja auch wohl dieselbe Erfahrung gemacht. Des Herren Wille geschehe“.

 Anna Bremer, geb. Gladen war am 16. April 1911, am Ostersonntag, an einer Grippeerkrankung mit einer Bronchial-Infektion gestorben, „eine sehr passende Zeit für eine Seele, die Erde zu verlassen und seinen Herrgott zu treffen“ wie es in einem Nachruf in der dortigen Zeitung hieß.

In einem weiteren Brief vom 29.12.1911 an seine Schwester Friderika läßt er seinen Gefühlen freien Lauf. Seine Lieblingsnichte Maria Jürgens hatte ihm ein Bild seiner Mutter geschickt, die bereits 1883 gestorben war. Bisher war er der Ansicht, es gäbe kein Bild von ihr und als er es nun einen Tag vor Weihnachten erhielt, verlor er völlig die Fassung, weinte und bedauerte, dass seine liebe Frau Anna nicht mehr an seiner großen Freude über dieses Bild teilhaben könne und diese Freude durch ihren Tod doch mit Wehmut gemischt sei. Denn sie hätten doch immer Freud und Leid gemeinsam getragen und seien dabei so glücklich gewesen. Dann schreibt er erstmals ausführlich über seine Frau, ihre guten Eigenschaften und das Ansehen und die Ehre die sie damit der ganzen Familie erworben habe. 

Im zweiten Teil dieses Briefes berichtet er von seinen Kindern und Enkelkindern. Weiter erwähnt er einen Besuch bei seiner Tante Jürgens. Es handelt sich hierbei um die 95 Jahre alte Witwe  von Clemens August Jürgens aus Bölten Hause in Körbecke, der 1810 geboren,  um 1835 in die USA ausgewandert ist und in Boone, Maries County, Missouri eine eigene Farm bewirtschaftet hatte.

Sein Bruder Clemens erhält am 17.6.1912 einen unter dem 1.6.1912 verfassten Brief, in dem er ihn als Naturfreund und Poet anspricht, der ja diese Eigenschaften auch hinreichend in seinem Gedichtsband „Landmannsklänge“ ausgedrückt habe.  Er schreibt über den kalten Winter, das  verspätete Ausbringen der Feldfrüchte, die guten Preise für Farmprodukte und die noch weit verbreitete oberflächliche und gleichgültige Nutzung des Bodens.  Auch Vorkommnisse bei der Deutschen Reichstagswahl, die Titanic-Katastrophe und die bevorstehende  amerikanische Präsidentschaftswahl  sind in diesem Brief angesprochen. Seine große Sorge über die Gefährdung der Menschen durch die Verbreitung des Automobils kommen ebenso zum Ausdruck. „Der Pastor Schlathölter in Brinktown und ein Arzt in Vienna machen nun auch in Maries County die Wege unsicher“.  Von den 114 Counties im Staate Missouri seien nur noch 2 Counties ohne Auto.

Im Brief vom 30.11.1912 an seinen Bruder Clemens betrauert er den Tod des in dem Jahr verstorbenen Bruders Carl Bremer.  Erst jetzt habe er erfahren, dass der Bruder Carl für seine außerordentlichen Leistungen für das Gemeinwohl der Menschen in der dortigen Region Ritter des königlichen Kronenordens IV. Klasse geworden sei.  Er spricht seinen Kontakt mit seinem geistlichen Neffen Joseph – einem Sohn von Carl – an, der zu dieser Zeit Leiter der Anstalt in Niedermarsberg war, berichtet über die regelmäßigen Besuche des Pastors Schlathölter bei ihm, über den Brand im Warenlager der Gebrüder Winkelmann in Brinktown – durch ein Gewitter verursacht – und den Wiederaufbau dieses Geschäftes.  Neuigkeiten und Veränderungen aus seiner Familie werden ebenso angesprochen wie Besonderheiten im Postverkehr und in seiner Nachbarschaft. So liest man auch über seine Aufgabe als Betreuer für eine Farmfamilie, deren Inhaber früh verstorben war, und die er so lange betreut hat bis der Sohn herangewachsen und selbständig war.

Einen größeren Teil widmet er erstmalig in diesem Brief seiner Farm und den darauf befindlichen Gebäuden. Der Leser erfährt, dass die Farm zur Zeit aus 452 Acres (= 732 Morgen) besteht,  entstanden aus der ursprünglichen Farm von 332 Acres und aus vor 4 Jahren hinzugekauften 120 Acres. Davon sind 140 Acres unter Kultur, der Rest ist Wald und Viehweide. Über die Gebäude auf der Farm schreibt Ignatz Bremer wie folgt: „Auf unserer Farm befinden sich 15 Gebäude. Wohnhaus 46 Fuß lang x 36 Fuß breit – (1 Fuß = 30,48 cm). Enthaltend 9 Zimmer und Veranda. Scheune für Pferde 40 x 36. Scheune für Kühe 38 x 38. Maschinen- und Wagen-Remise 24 x 30. Ein anderes für denselben Zweck 18 x 16. Weizenspeicher mit Keller 18 x 16. Provianthaus 16 x 14. Ein Hühnerhaus aus Zement 16 x 16.  Zwei Hühnerhäuser 14 x 10. Einen Stall für gelegentliche Zwecke 26 x 26. Drei Maisspeicher 12 x 10. Ein Haus zum Trocknen von Obst 10 x 8. Als Zugabe ist noch eins, welches nur 6 Fuß lang bei 4 Fuß breit ist. Du siehst daraus, dass einige Gebäude klein sind. Sie entsprechen den Bedürfnissen besser, als wenn der Raum in weniger und größeren Gebäuden enthalten wäre. Alle haben Arbeit und Geld gekostet.“ 

Weiter erwähnt Ignatz, dass er die Farm vor einem Jahr seinen Sohn Joseph übertragen hat und die anderen Kinder abgefunden sind. Dann zieht er folgendes Fazit: „Aus Obigem geht hervor, dass ich bei einem Rückblick mit meinem Erfolg zufrieden sein kann und auch bin. Ich hätte gewünscht, dass unsere liebe Mama (seine Frau – K.B.) welche viel zu unsern Errungenschaften mitgewirkt hat, sich derselben hätte länger erfreuen können.  

In einem längeren Brief an seine Schwester Friderika vom 8.11.1913 bedankt er sich für die Bilder, die der Pastor Schlathölter, der aus Essen stammt, von einem Heimatbesuch in Deutschland  aus Körbecke mitgebracht hat.  Seine Haushälterin Miss Barbara, hat an der Reise teilgenommen und beide schwärmten von der Gastfreundschaft in Körbecke. Im Weiteren berichtet er von seinen Kindern und Schwiegersöhnen, von deren Farmen und ihren Erfolgen.  

In einem Brief vom 8.2.1915 an seinen Bruder Clemens wird erstmals der 1. Weltkrieg angesprochen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon 35 Jahre amerikanischer Staatsbürger, merkt man sofort, dass Ignaz in seinem innersten Deutscher geblieben ist. Alles was die tun, die gegen Deutschland kämpfen, ist schlecht. Er berichtet über das Kriegsmaterial, dass „eure Feinde“ aus Amerika beziehen und sagt dazu: „wir wollen hoffen, dass sie kein Glück damit haben werden“.  Weiter führt er aus, dass überall Geld kollektiert wird für die durch den Krieg in Not gekommenen in Deutschland und Österreich. In Kirchen, Vereinen sowie in deutschfreundlichen Zeitungsredaktionen sind Sammelstellen.

Sein letzter vor-liegender Brief ist vom 14.2.1916 an seine Schwe-ster Friderika. Auch in diesem Brief spielt der Krieg natürlich eine wesentliche Rolle. Er enthält auch einen Hin-weis, dass der Pastor Schlat-hölter inzwischen verstorben ist und dass es zwischen der Haushälterin und einem Bruder von ihm über die Hinterlassenschaften Streit gegeben hat, der gerichtlich geklärt werden musste.  Er bezeichnet sich in diesem Brief noch als gesund und tatkräftig, spricht aber auch den Gedanken aus, dass er eines Tages in ein besseres Jenseits hinübergehen werde.     

Seine Nichte Maria Jacobi hat zu Ignaz Bremers Tod folgendes in ihrer Familienchronik festgehalten: „Im Frühjahr 1916 schrieb Onkel Ignaz noch mal. Auch dass er sich recht wohl fühle. Als dann später die Briefe ausblieben, glaubten wir, des Krieges wegen käme nichts durch. Zu unserer Betrübnis erhielten wir im Winter die Nachricht seines Sohnes Joseph, dass er am 1. October seiner lieben Gattin in die Ewigkeit gefolgt sei. 

Grabsteine von Ignatz Bremer und Anna geborene Gladen - aufgenommen von Carol Hunt 2005

Er war über ihren im Jahre 1911 nach kurzer Krankheit (Grippe) erfolgten Tod sehr schwer hinweggekommen. Den ganzen Sommer leidend, hatte er noch eine Reise nach St. Louis zu seinen Sohn Clemens unternommen, in der Hoffnung, dort noch ärztliche Hilfe zu bekommen. Nach Hause zurückgekehrt, starb er am 1. Oct. 1916 (an Nierenleiden – K.B.) tief betrauert von seinen Kindern, Verwandten und Freunden“. 

 Die nächste Generation auf der Farm

Wie schon vorstehend ausgeführt, erbte Ignaz Bremers jüngster Sohn Joseph, der mit Mary Wieberg verheiratet war, die elterliche Farm. Er ist als letzter von Ignaz Kindern am 24.8.1969 gestorben. Joseph Bremer hatte 4 Kinder. Sein ältester Sohn Fred Bremer, geb. am 30.09.1909 in Brinktown, Missouri, hatte eine Farm in Belle, Missouri und ist dort in 1991 verstorben. Fred war der Vater von unserer Cousine 3. Grades Carol Hunt, geb. Bremer. Der zweite Sohn Henry Bremer lebte unverheiratet auf der elterlichen Farm und starb am

   Das von Ignaz Sohn Joseph 1919 erbaute neue Wohnhaus auf der Farm -  Aufnahme von Carol Hunt in  2005  

23. Januar 1960, 48 Jahre alt, an Leukämie. Der dritte Sohn Clemens Bremer war ebenfalls nicht verheiratet und hatte eine Farm in Bland Missouri. Er ist im Frühjahr 2005 gestorben.  Die jüngste Tochter Mayme war in St. Louis verheiratet und starb dort  im Februar 2004.

Da die Kinder alle eigene Farmen hatten bzw. anderweitig versorgt waren, hat Mary Bremer geb. Wieberg in 1970 die Farm verkauft, nachdem sie zu ihrer Tochter Mayme gezogen war und gemeinsam mit deren Familie zunächst versucht hatte, zeitweise auf der Farm zu leben und sie so der Familie zu erhalten. Da die Farm immer wieder längere Zeit leer stand, machte sich dort sehr schnell der Vandalismus breit. So waren sie zu dem Verkauf gezwungen. Mayme Panhorst geb. Bremer schreibt in einem uns vorliegendem Brief, dass sie alle sehr traurig gewesen seien, die Farm, die der Großvater aufgebaut hatte und die 1970 über 1000 Acre = 1650 Morgen groß war, an einem Fremden verkaufen zu müssen.  Mit diesem Verkauf soll die Geschichte über die  Auswanderung von Ignatz Bremer und seiner Frau Anna Gladen schließen. 

 Den Nachkommen zur Erinnerung

Der Bruder von Ignaz Bremer, Clemens Bremer, hat seine Chronik für Cörbecke, die er in 1906 mit über 280 handgeschriebenen Seiten abschloß, mit dem Satz begonnen. „Zur Information und zum Andenken für unsere Nachkommen“. So kann und soll auch durch diese Aufzeichnungen und die beigefügten Unterlagen den Nachkommen von Ignaz Bremer und Anna Gladen in Amerika das bisherige Dunkel über ihre Ahnen erhellt  und diese vor dem Vergessensein bewahrt werden. Hierzu wird auch das Vorhaben seiner Urenkelin Carol Hunt beitragen, ein Familientreffen aller Nachfahren von den beiden Vorgenannten zu organisieren. So werden diese die Möglichkeit haben, mehr über ihre deutschen Vorfahren Ignaz Bremer und Anna Gladen zu erfahren. Informationen und Bilder über die Orte, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind, über die Vorfahren und Geschwister von ihnen, illustriert mit vielen Bildern und Erzählungen, die Carol Hunt während ihres Besuches bei uns aufgenommen hat und die verstorbene, sehr weitsichtige nahe Verwandte von Ignaz Bremer aufgeschrieben, aufbewahrt und so für die Nachwelt festgehalten haben. Dokumente aus seiner Jugend- und Militärzeit, 22 seiner Briefe, die er an seine Mutter und seine Geschwister geschrieben hat, seine Einbürgerungsurkunde in die USA sowie in den örtlichen Zeitungen veröffentliche Nachrufe auf die beiden Gründer der Farm, nachdem sie verstorben waren. All diese Unterlagen sind aus der Versenkung aufgetaucht und so haben die Nachfahren (7 Kinder und 43 Enkelkinder, die Anzahl der nächsten Generationen ist unbekannt) von den beiden Auswanderern nun die Wurzeln für ihre Familiengeschichte, von der sie bisher nichts wußten und die sie vermutlich nicht mehr zu bekommen glaubten. 

Die überschwängliche Resonanz und Dankbarkeit sind dem Verfasser genug Dank und Anerkennung für die Arbeit, die notwendig war, um all diese Informationen zu suchen, zusammenzutragen und in dieser Geschichte aufzuschreiben. Der Kontakt zu den gefundenen Verwandten in Amerika wird weiterhin bestehen bleiben….  

                                       Ignaz Bremers Führungszeugnis bei seiner Entlassung aus dem Militärdienst (erhalten von Carol Hunt geb. Bremer)

 

                                                              Kopie der Original-Einbürgerungsurkunde von Ignaz Bremer (1-3) (erhalten von Carol Hunt geb. Bremer)







                                                 

Originaltext der Einbürgerungsurkunde für Ignaz Bremer (Einbürgerung in die USA)
 
 
State of Missouri
County of Maries                                                          October term 1880
 
     In the Circuit Court of said county on the 12th day of October 1880 the following among other proceedings
 were had viz Be it remembered that on the 12th day of October 1880, Ignatz Bremer a native of the Kingdom 
of Prussia came into court and made application to become a citizen of the United States and it appeared to 
the satisfaction of the court that more than two years ago the said Ignatz Bremer made oath before R. W. Anderson,
 Circuit Court Clerk of Maries County, Missouri, on the holy Evangelists of Almighty God that it was bonafied his intention
 to become a citizen of the United States and to renounce and abjure forever all allegiance and fidelity to every foreign Prince,
 potentate state and sovereignty whatever and particularly all allegiance and fidelity to William, King of Prussia, and it being
 proven to the court by the testimony of Henry Winkle and Adam Sudheimer citizens of the United States who were 
examined on their oaths as witnesses that the said Ignatz Bremer has resided continuously within the United States
 five years and one year at least immediate by preceeding this application in the state of Missouri and that during
 that time he has behaved as a man of good moral character attached to the principles of the constitution of the 
United States and well disposed to the good order and happiness of the same and thereupon the said Ignatz Bremer
 made oath that he would support the constitution of the United States and that he does absolutely and positively 
renounce and abjure all allegiance and fidelity to every foreign Prince potentate, state and sovereignty whatever
 and particularly all allegiance and fidelity to William, King of Prussia, and thereupon the Court admits the said 
Ignatz Bremer to become a citizen of the Unites States.
 
State of Missouri
County of Maries
     I Sat. Rowden, clerk of the  Circuit Court in and for said county hereby certify the above and foregoing to be a true
 copy of the proceedings of our said Circuit Court on the day and year above written as the same appears of record
 in my office.  In testimony whereof, I have here unto set my hand and affixed the seal of said Court at office in Vienna
this  October 12th A.D. 1880.  
Sat. Rowden, Circuit Court Clerk.
 
                                                                       Order of the circuit court
                                                                       of Maries County. MO
                                                                       made October term 1880
                       (seal)                                                admitting
                                                                       Ignaz Bremer
                                                                       as a
                                                                       citizen of the United States           
 

Übersetzung der Einbürgerungsurkunde von Ignatz Bremer (in die USA)

(übersetzt von Kurt Bremer)

Staat von Missouri, Maries County                                                             Oktober Termin 1880
Im Kreisgericht des genannten Landes ist am 12. Oktober 1880 unter anderem die folgende Verhandlung gewesen:

Es sei erinnert, dass Ignatz Bremer, geboren im Königreich Preußen, am 12. Oktober 1880, in das Gericht kam und einen Antrag gestellt hat, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden. Das Gericht nahm mit Zufriedenheit zur Kenntnis, dass der genannte Ignatz Bremer vor mehr als zwei Jahren den Eid vor R.W. Anderson, Gerichtsschreiber des Kreisgerichts von Maries County, Missouri, auf die heilige Bibel des allmächtigen Gottes geleistet hatte. Er hatte seine aufrichtige Absicht zum Ausdruck gebracht, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden und dass er sich für immer auf die Zugehörigkeit und Treue zu einem anderen fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform lossagt und abschwört, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen. Die Zeugen Henry Winkle und Adam Sudheimer, Bürger der Vereinigten Staaten und vereidigte Zeugen, bestätigen, dass der genannte Ignatz Bremer ununterbrochen seit 5 Jahren in den Vereinigten Staaten lebt und auch das letzte Jahr unmittelbar vor diesem Antrag im Staat von Missouri ansässig war. Während dieser ganzen Zeit hat er sich als Mann von gutem, gesitteten Charakter erwiesen, verpflichtet den Grundsätzen der Verfassung der Vereinigten Staaten und den guten Zielen und der Beglückung dieser Verfassung gewogen. So hat der genannte Ignatz Bremer den Eid geleistet, dass er die Verfassung der Vereinigten Staaten achten und unterstützen werde und dass er absolut und überzeugt verzichte und abschwöre jeglicher Treue und Zugehörigkeit zu einem fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen. Deshalb erteilte das Gericht dem genannten Ignatz Bremer die Bürgerrechte der Vereinigen Staaten.
Staat von Missouri Maries County

Sat. Rowden, Gerichtsschreiber des Gerichts für das genannte Land, bescheinigt hiermit, dass das obige vorangehende Aufgeschriebene eine exakte Wiedergabe des Verfahrensablaufs vor dem genannten Kreisgericht ist, am gleichen Tage und Jahr aufgeschrieben, als der Antragsteller in meinem Amtszimmer erschienen ist. Ein Zeugnis, welches ich mit eigener Hand gefertigt habe und welches das Verfahren vor dem genannten Gericht in Vienna, am 12. Oktober 1880 korrekt wiedergibt..
Sat. Rowden, Kreisgerichtsschreiber
 

Dokument des Kreisgerichts

von Maries County, Missouri,

ausgestellt im Oktober Termin 1880 (Siegel)

bestätigt Ignatz Bremer

als einen Bürger der Vereinigten Staaten.

 

Auszug aus einer unbekannten Zeitung in den USA in 1911 (Nachruf auf Anna Bremer geb. Gladen)  (übersetzt v. Kurt Bremer)
 

Frau Ignatius Bremer ist gestorben
 

Nach einer Grippeerkrankung verbunden mit einer Bronchial-Infektion starb Frau Bremer, die Frau von Ignatius Bremer, und eine der Siedler Pioniere von Miller Twp., in ihrem Hause am 16. April 1911, am Ostersonntag, eine sehr passende Zeit für eine Seele, die Erde zu verlassen und seinen Herrgott zu treffen.
Frau Bremer, deren Mädchenname Annie Gladen war, wurde geboren in Menne, Westfalen, Deutschland, am 16. Sept. 1842. Sie kam nach Amerika mit ihrem Ehemann in 1869 und hielt sich in den folgenden Jahren in Maries County, Missouri auf und zwar an dem Platz, an dem sie auch starb. Dieser Ort war damals reine Wildnis, aber mit ihrem Fleiß und ihrer Energie wandelten sie ihn im Laufe der Zeit in eines der schönsten und besten Häuser des Landes um. Frau Bremer hatte einen Charakter, den man nur selten in dieser Zeit antraf, ein ebenso edles Wesen und sie war voller Hilfsbereitschaft, so wie man es sich im Leben anzutreffen wünscht.
Sie war eine Ehefrau, wie man sie sich vorstellt, die treue, christliche Mutter, die aufrichtige Freundin, die ideale Gastgeberin und die sehr rücksichtsvolle und großherzige Frau. Kein armer oder spät ankommender Reisender hat jemals an ihre Tür geklopft, der nicht eingelassen und auf die freundlichste Art betreut wurde.
Mag sie auch gestorben sein reich an irdischen Gütern, mag ihr wichtigstes Ziel auch gewesen sein, alles in Besitz zu nehmen, was man bekommen kann und das Erreichte auch zu erhalten, so erlaubten es ihr leidenschaftlicher Sinn für Gerechtigkeit, ihre ausgeprägte Herzlichkeit und ihre hochherzige Gesinnung nicht, ihre Mitmenschen auszunutzen, wie es so mancher getan hat.
Frau Bremer bewertete niemals eine Person nach ihrem Vermögen, auch zeigte sie nicht auf solche, die weniger glücklich waren als sie, sogenannte Benachteiligte der Gesellschaft. Für die Kranken und Armen war sie ein Engel, immer besorgte sie ihnen ein Geschenk, dass sie so freundlich und unaufdringlich übergab ohne besonders auf das Geschenk hinzuweisen. Ebenso verhielt sie sich bei jedem guten Werk, das sie tat. Die Dankbarkeit der Beschenkten allein bereiteten ihr große Freude.
Es wird gesagt, dass alles, was wir bei unserem Tod aus dieser Welt mitnehmen können, die Dinge sind, die wir zu Lebzeiten verschenkt haben. Bei ihrem Tode durfte sie somit von dieser Welt ohne Zweifel viele Kostbarkeiten mitnehmen, wie es ihr Buch des Lebens uns gezeigt hat. Wie oft hat die Verfasserin, wenn sie eine besondere Angelegenheit für einen Freund mit ihr beraten wollte, diesen mit zu Bremers genommen, wohl wissend, dass kein Gast, der dieses gastfreundliche Haus verließ, ein Opfer von Kritik oder Tadel geworden wäre. Frau Bremer besaß diese reiche und äußerst seltene Tugend der Nächstenliebe in Wort und Tat.
Ihr Ehemann und sieben Kinder haben Frau Bremer überlebt. 4 Söhne und 3 Töchter, die alle verheiratet sind. Diesen Hinterbliebenen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Auf dem kleinen Friedhof nahe bei der Kirche haben wir den Leichnam dieses irdischen Engels mit Liebe und Würde begraben.

 

Nachruf auf Ignaz Bremer (erhalten von Josef Jacobi, Körbecke)


 

Übersetzung des Nachrufes für Ignatz Bremer, der nach seinem Tode in einer Zeitung in Maries County erschienen ist.

                                                                                                        (übersetzt von Kurt Bremer)

Der Nachruf
 

Der Tod von Mister Ignatius Bremer, dessen Todesanzeige in der letzten Wochenausgabe der Zeitung erschienen ist, hat seiner Nachbarschaft einen der besten Menschen weggenommen und sein Tod wird als sehr schmerzhaft empfunden und sehr bedauert.

Ignatius Bremer war ein Mensch unter Menschen, von stattlichem Aussehen und feinem Körperbau; er besaß die natürliche Anmut im Auftreten, die nur von einem echten, treuen, selbstlosen Herzen und einem gebildeten Geist kommt, er war von natürlichem Charme und von großer Bescheidenheit.

Geboren in Deutschland am 4. Juni 1844 in einer sehr angesehenen Familie, erhielt er eine gute Erziehung und Schulung und entwickelte eine Liebe für die Kunst und Literatur. Er war tatkräftig und fleißig, was wir am besten daran sehen, wie er sein zu Hause entwickelte und verschönerte.

In früher Jugend kam er in die Vereinigten Staaten, wurde ein loyaler Bürger seines neuen Vaterlandes und blieb dies bis zum Ende seines Lebens. Er war aber nicht nur ein loyaler Bürger sondern auch ein loyaler Freund und Nachbar. In so verschiedenen Dingen wie dem Glauben, der Nationalität oder der Politik blieb er sich immer treu. Er hätte wirklich sagen können: Schreib mir als jemandem, der dich liebt wie seinen Bruder. Seine umfassenden Gedanken, seine selbstlose Herzlichkeit und hilfreichen Hände lassen den wahren Christen erkennen. Er sprach selten, wenn überhaupt, über die Religion, aber sein Leben war eine lebendige Predigt.

Der Verfasser hatte das Privileg und die Freude, mit dem Verstorbenen einen langen und intimen Umgang gehabt zu haben, und er war oft erstaunt über die freundliche Art und Weise, wie er Bevorzugungen schenkte. Tatsächlich, es schien ihn zu beschämen, wenn sie das erkannten und er würde darauf lächelnd sagen: Oh, das ist nichts, es hat mir Freude bereitet das zu tun. Wenn er gekränkt und seine Hochherzigkeit missbraucht oder ausgenutzt wurde, so war er niemals darüber verärgert, aber er zog alles in Betracht und es war öfter Lob statt Tadel zu hören. Diese Charakteristik allein zeigt uns schon, dass er kein gewöhnlicher Sterblicher war, aber der höchste Typ der Menschlichkeit. Kein Wunder, dass der Tod zu solch einem Mann friedlich auf den Schwingen des Morgens kam – diesen wunderschönen Sonntagmorgen des 1. Oktober, und kein Wunder, eine große Schar von trauernden Freunden folgten seinen sterblichen Überresten zu seinem letzten Ruheplatz.

Er wurde beerdigt neben seiner lieben Frau auf dem Friedhof der Kirche der Schutzengel von Brinktown, Missouri, in dieser Kirche war er ein streng gläubiges Mitglied. Reverend Francis Schiller hat die Beerdigung vorgenommen und in seiner ernsten und beredsamen Art und Weise seinem Andenken eine schöne und zutreffende Anerkennung ausgesprochen.

Der Verstorbene hinterlässt drei Söhne und 4 Töchter, alle verheiratet und alle waren anwesend bei dieser letzten traurigen Zeremonie. Möge seine Seele in Frieden ruhen, und mögen wir versuchen ein so großes und nobles Leben wie das von Ignatius Bremer nachzuahmen.

Ein Freund
 

 

Telgte im September 2008