Ansicht des Dorfes Körbecke nach einer Zeichnung um 1830, von F.J.Brand, Altertums-Verein Paderborn Nr.177-178

 

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Von Körbecke nach Manhattan

Die Suche nach dem ersten Rokus in Amerika

Von Josef W. Rokus

 (aus dem Amerikanischen übersetzt von Kurt Bremer)

 DIE SUCHE BEGINNT

Es begann mit dem ungestillten Bedürfnis, festzustellen, ob dort  noch irgendjemand in den Vereinigten Staaten mit dem Namen Rokus wäre und falls ja, ob es ein Verwandter sein könnte. Wer weiß, wie die Suche enden wird, da die genealogischen Nachforschungen eine unendliche Geschichte sein können. Aber nun weiß ich soviel über Johannes Antonius Joseph Rokus, der erste Rokus, der in dieses Land immigriert ist, dass ich meinen Urgroßonkel fast so gut kenne, als wenn ich ihm über ein Jahrhundert hinweg begegnet wäre. Ich hoffe, dass die Beschreibung des Weges, wie ich ihn und die Hinweise auf seinen Lebenslauf gefunden habe, anderen Hilfe sein kann, ihre deutschen Wurzeln zu finden. 

Meine Eltern entschieden sich 1953, Deutschland zu verlassen und nach einem besseren Leben für unsere Familie in den Vereinigten Staaten zu suchen, weil der Traum meines Vaters zu einer eigenen Farm sich in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg nicht verwirklichen ließ. Seit Generationen waren seine Vorfahren Farmer gewesen und mein Vater war zu dieser Zeit Verwalter auf einer Farm (Gut des Baron von Metternich- K.B.) in Wehrden an der Weser. Mit dem Zuspruch meines Onkels und meiner Tante, die in Rockford, Illinois, in den 1930-er Jahren gesiedelt hatten, verkauften wir unser Hab und Gut, packten ein paar Familien-Erinnerungsstücke und sonstiges Notwendiges in verschiedene Kisten und verließen Bremerhaven auf dem MS Italia, um ein neues Leben in Amerika zu beginnen.

Vor vielen Jahren hatte ich angenommen, dass wir die erste und einzigste Familie mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Rokus auf dieser Seite des Atlantiks sein würden. Außer meinem Onkel und meiner Tante hier und ein paar Tanten, Onkel und Cousins in Deutschland war ich ziemlich sicher, dass ich keine anderen unbekannten Verwandten irgendwo hätte. Aber in 1975 traf ich jemand, der hatte einen College- Mitschüler, dessen Namen Rokus war. Durch die Vereinigung ehemaliger Schüler dieses Colleges konnte ich die Adresse dieses ersten „weiteren“ Rokus in den Vereinigten Staaten ermitteln, aber bald ergab sich, dass es sich vermutlich nicht um einen Verwandten handelte. Aber die Suche hatte ihren Anfang genommen.

Das Internet war zu der Zeit noch nicht eingeführt und Personal-Computer waren noch Zukunftsträume. Ich begann nach weiteren Rokus-Familien in Telefonbüchern in Büchereien und auf Geschäftsreisen zu suchen.  Wirklich, dort waren auch noch andere, aber zu meiner Enttäuschung musste ich erkennen, dass die Chance, einer von ihnen könnte mit mir verwandt sein, sehr gering war.  Einige waren aus Osteuropa gekommen und die Namen von manchen wurden bei ihrer Ankunft in Ellis Island in Rokus geändert, um ihre eigentlichen Namen zu vereinfachen. Da war einer, ein Bernhard J. Rokus in New York City, dessen Großvater aus Deutschland eingewandert war nach der Mitte des 18. Jahrhunderts, der hätte mit mir verwandt sein können. In seinen Brief vom März 1977 informierte mich Bernhard jedoch, dass er keine weiteren Informationen über seine Vorfahren habe.  Jedenfalls heftete ich den Brief ab, für den Fall……   

Nach der Feststellung, dass ich vermutlich keine Verwandten in den Vereinigten Staaten habe, richtete ich mein Augenmerk darauf, den Stammbaum der Rokus-Familie zu erstellen und meine Vorfahren in Deutschland so  weit zurück wie möglich ausfindig zu machen. Mein Ansatzpunkt war, dass alle Familien in Deutschland durch das Hitler-Regime verpflichtet waren, gegen Ende der 1930-er Jahre einen Stammbaum für ihren ethnischen Hintergrund zu erstellen.  Der Stammbaum ging zurück auf einen Hermann Rokus, geboren 1802 in Körbecke, einem kleinen Ort ein paar Meilen entfernt von dem Ort, wo ich geboren wurde, und wo die meisten meiner Cousins heute noch leben. Sicherlich ein guter Start. Unglücklicherweise wussten meine Verwandten nichts über mögliche Verwandte in Körbecke.

In den nächsten Jahren fügte ich schrittweise mehr Zweige zu dem Familienstammbaum der Rokus-Familie, schwerpunktmäßig durch das Suchen in Microfilmen in kirchlichen Unterlagen – dankenswerterweise durch die Arbeit der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzen Tage“. Weil ich glücklicherweise einen ungewöhnlichen Nachnamen hatte und weil meine Vorfahren aus kleinen ländlichen Orten kamen, in denen die Kirchenunterlagen nicht durch frühere Kriege zerstört waren, konnte der Stammbaum relativ leicht wachsen – aber da war nirgendwo ein Hinweis, dass einer meiner Vorfahren das „Vaterland“ verlassen hätte. 

 

EIN DURCHBRUCH

In 2004 planten wir einen nostalgischen Trip zurück nach Deutschland, um dort Verwandte zu besuchen und um die Plätze zu sehen, wo ich als kleiner Junge gelebt hatte. Vorbereitend entschied ich zu versuchen, ob ich nicht einige Nachfahren des Hermann Rokus finden könnte, die vielleicht noch in Körbecke leben. Obwohl das Telefonbuch von Deutschland mehrere Dutzend Rokus-Familien enthielt (einige von ihnen mögen noch Verwandte sein – eine Aufgabe für die Zukunft!), gab es keine in Körbecke. Eine Google-Suche für Körbecke ergab 616 Treffer während eine Yahoo Suche 43.000 Hinweise ergab. Die Große Anzahl der Treffer resultierte daraus, dass dort ein Maler mit dem Namen Johann Koerbecke war und weil dort ein viel größerer Ort in Deutschland mit demselben Namen war – keine guten Informationen. Noch komplizierter wurde die Sache dadurch, dass durch die Gebietsreform vor einigen Jahren in Deutschland viele kleine Orte nicht mehr mit ihrem Namen existierten und die Adressen und Telefonnummern jetzt mit einem nahe gelegenen größeren Ort zusammengelegt waren.

Wie auch immer, nach einiger Frustration fand ich schließlich die Webseite des „Heimatschutzverein“, einem der Kirche verbundenen sozialen Verein im richtigen Körbecke mit einer email Kontaktadresse -   ein möglicher Durchbruch! Die Webseite enthielt eine kurze Darstellung der Vereinsgeschichte mit dem Hinweis, dass die Originalunterlagen des Vereins während des zweiten Weltkrieges verloren gegangen waren, aber durch die Hilfe einiger älterer Vereinsmitglieder nach dem Krieg rekonstruiert werden konnten. Daran beteiligt waren ein Hermann Rokus und ein Josef Rokus! Das mussten sicher Verwandte sein und nun war ich endlich auf der richtigen Fährte. Nach dem Austausch verschiedener e-mails, auch mit dem Bürgermeisteramt, fand ich heraus - obwohl in Körbecke niemand mehr lebte mit dem Namen Rokus - dass der Mädchenname einer Frau Hedwig Kroeger, die ihr ganzes Leben in Körbecke verbracht hat, Rokus war.  Ich hatte jetzt wirklich mein Ziel erreicht. Ich habe sofort mit ihr telefoniert und sobald ich den Namen meines Ur-Ur-Großvaters Hermann Rokus nannte,  stellten wir fest, dass sie meine entfernte zweite Cousine ist – Ein großer Fortschritt -

aber immer noch kein Hinweis, dass ich möglicherweise einige Verwandte in Amerika habe. (Es stellte sich heraus, dass auch sie einen Familienstammbaum hatte, den ihre Familie für die Nazis erstellen musste, und wie erhofft war Hermann dort ebenfalls aufgeführt). 

Nachdem wir uns über unsere Vorfahren eine Weile unterhalten hatten, fragte sie mich, ob ich etwas über Antonius Rokus wüsste, einer ihrer Großonkel, der Körbecke in der Mitte des 18. Jahrhunderts verlassen hätte, um ein neues Leben in Amerika zu beginnen. In der Tat, er war wirklich einer der vielen Kinder des Hermann Rokus in meinen Familienstammbaum-Aufzeich-nungen. Zum großen Glück hatte die Familie zwei seiner Briefe, die aus 1868 und 1870 stammen, mit einem Bild von ihm und seiner Frau aufbewahrt. Von der Absenderadresse des Briefes wusste Frau Kroeger, dass er in New York City gewohnt hatte, aber sonst nichts über ihn. Das Ergebnis war schließlich, dass jetzt die Frage von „waren dort noch einige andere Rokusse in diesem Land, bevor wir dorthin kamen“ in „was können wir über diesen offensichtlich ersten amerikanischen Rokus herausfinden“ geändert werden musste. „Waren dort weitere, die vor oder nach ihm gekommen sind“ und „sind dort heute noch irgendwo einige lebende Nachfahren in den USA“?

Da wir Deutschland kurz darauf verlassen hatten,  erschien mir  eine vorrangige Suche nach Antonius das Wichtigste. Wie auch immer, ich fand in keinem Census einen Antonius Rokus, auch als ich alle möglichen Optionen anwendete. Den einzigen mit Namen Rokus, den ich gefunden habe und der in Deutschland geboren war und in New York lebte, war ein Bernhard – ein möglicher Vorfahr des Bernhard, mit dem ich 1977 Kontakt hatte. Es war hart für mich zu glauben, Antonius würde nirgendwo auftauchen, weil auch die Census Unterlagen nicht immer von Fehlern frei waren. Wie auch immer, eine der „ancestry.com“ Unterlagen wies aus, dass ein Joseph (nicht Antonius) Rokus im amerikanischen Bürgerkrieg gedient hatte und dass er dafür eine Invaliden-Pension bezogen und auch seine Frau eine Witwen-Pension nach seinem Tod erhalten hatte. Einige weitere Nachforschungen ergaben, dass er den Namen Antonius J. als Joseph gebraucht hatte, als er nach Amerika gekommen war. Weiter ergab eine Suche in den New Yorker Passagierlisten von 1851 bis 1891 ohne Zweifel, dass ich meinen Ur-Großonkel gefunden hatte. Die Unterlagen wiesen aus, dass ein Joseph (wieder nicht Antonius) Rokus am 09. Mai 1860, auf dem Segelschiff „Union“ angekommen, von Beruf Schlosser und bei seiner Ankunft 25 Jahre und 4 Monate alt war. Ein kurzer Blick in meine Unterlagen ergab, dass in Übereinstimmung mit den Eintragungen in dem Kirchenbuch von Körbecke einer der Söhne von Hermann Johannes Antonius war, der im Januar 1835 geboren und somit im Mai 1860  25 Jahre und 4 Monate alt war.

Die Pensions-Unterlagen wiesen aus, dass er in der H. Company des 29. New York Volunteer Infanterie-Regimentes gedient hatte. Eine Nachforschung über diese Einheit in dem New York Staats-Archiv bestätigte die Geschichte der Einheit, die Kämpfe, an denen sie beteiligt war, einschließlich der großen Schlacht in Chancellorsville, Virginia, im Mai 1863.  Interessant mag sein, dass wir uns in Central-Virginia angesiedelt haben, unterhalb der Straße von Chancellorsville. Ein Besuch im Besucherzentrum des National Parks des Chancellorsville Schlachtfeldes führte eine ausführliche Liste aller Einheiten auf, die dort gekämpft haben einschließlich der Namenslisten. Hier wurde bestätigt, dass Joseph Rokus genannt war als ein Privater im 29. New York Infanterie Regiment in 1862 und das er ehrenvoll in 1863 entlassen worden ist, als das Regiment aufgelöst wurde, nachdem es seine Pflicht erfüllt hatte.

Der Besuch bei Frau Kröger war natürlich einer der Höhepunkte unserer Reise. Sie und ich waren begeistert, einige neue Verwandte gefunden zu haben, von denen niemand bisher gewusst hatte, dass es sie gab. Frau Kröger hatte eine Abschrift der beiden Briefe, die sie aufbewahrt hatte, gefertigt, weil die alte deutsche Sütterlin-Schrift, die im 18. Jahrhundert gebräuchlich war, sehr schwer zu lesen ist. Wir machten ebenso eine Kopie des Bildes von Antonius und Apolonia, seiner Frau, das diesem Artikel beigefügt ist. Ich gab ihr Kopien über das, was ich gerade entdeckt hatte über Antonius und seine Teilnahme am Bürgerkrieg. Nachdem wir nach Hause zurückgekehrt waren, sandte mir Frau Kröger eine Kopie des Testaments, mit dem Antonius Vater die Familienfarm und andere Vermögensgegenstände an seine Erben übertragen hat.

Im letzten Jahr war es mir möglich, viele weitere Einzelheiten aus dem Leben des ersten Mitgliedes der Rokus-Familie, welches es wagte in die Neue Welt zu gehen, zu erfahren. Meistens durch Nachforschungen in weiteren Unterlagen sowie durch e-mail Korrespondenz mit Kurt Bremer in Deutschland, dessen Urgroßvater  über viele Jahre der inoffizielle Geschichtschreiber von Körbecke war, und aus seiner Sammlung einer großen Anzahl von Unterlagen über Körbecker Familien.  Ich habe schließlich Antonius und einige seiner Nachkommen in den Census-Unterlagen gefunden. Meine vorhergehenden Versuche blieben erfolglos, weil die Census Schreiber seinen Nachnamen verschieden als Rochus oder Rockus geschrieben haben, aber niemals als Rokus. Schließlich enthielten die Pensions- und Militär-Dienst-Unterlagen unglaubliche Mengen an Informationen über sein Leben, wie vorhergehend ausgeführt.

 

ANTONIUS LEBENSGESCHICHTE

Die folgende Zusammenfassung von Antonius Leben unterscheidet sich vermutlich nicht wesentlich von dem mancher Immigranten von Deutschland in der Mitte des 18. Jahrhunderts, aber seine Bürgerkriegsteilnahme in einem Regiment bedeutet eine gewisse Exklusivität unter den Deutschen und sein tragischer Tod macht die Geschichte irgendwie einzigartig.

Antonius Großvater, Johannes Georg Rokus, war geboren in 1756 in Manrode, einem kleinen Ort in der Nähe von Körbecke. Wahrscheinlich zog er 1788 nach Körbecke, als er Eva Maria Hagemeyer, deren Familie eine Farm in Körbecke besaß, heiratete. Ihr Sohn und somit der Vater von Antonius, Hermann, war in 1802 geboren und heiratete Eva Maria Wiedemeyer in 1831. Obwohl Hermann das achte von neun Kindern war, erbte er die Farm, weil seine Geschwister entweder Mädchen waren oder seine älteren Brüder vor ihm gestorben sind.  Es ist interessant  anzumerken, dass in den Kirchenbüchern der Nachname in verschiedenen Schreibweisen wie Rokus, Rochus, Rockus oder Rockes eingetragen ist, manchmal sogar unterschiedlich von Kind zu dem nächsten Kind in derselben Generation. Hermann und Eva Maria hatten elf Kinder, mit Antonius (oder Johannes Antonius wie er im Kirchenbuch der katholischen St. Blasius-Kirche) eingetragen ist. Er war der zweite Sohn, als er am 18. Januar 1835 geboren wurde.  Bisher war nichts bekannt über sein früheres Leben, aber es ist nicht falsch anzunehmen, dass er zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern auf der elterlichen Farm in Körbecke gearbeitet hat. Aber offensichtlich sah er die Farmarbeit nicht als seine künftige Arbeit an, wie die Eintragung seines Berufes als Schlosser in die Passagierliste nach seiner Ankunft in New York ausweist.

Es ist interessant, darüber nachzudenken, warum Antonius sich entschieden hatte, Deutschland zu verlassen und ein neues Leben tausende Meilen entfernt von zu Hause zu starten. In seinem Brief von 1868 beklagt er die Tatsache, dass er von zu Hause weggehen musste.

Kurt Bremer deutete einen Grund dafür an, warum er Deutschland in 1860 verlassen haben könnte. Das Militärsystem war zu der Zeit angewiesen auf Daten aus den Kirchenbüchern, um Wehrpflichtige zu erfassen, wenn diese das 21. Lebensjahr erreicht hatten und sie mit 25 Jahren zum Wehrdienst gezogen werden sollten. Zu der Zeit war es für junge Männer nicht ungewöhnlich, dem Militärdienst durch Emigration zu entgehen, wenn man  25 Jahre alt wurde. Ein Forscher in Deutschland hat die Ergebnisse seiner Recherchen in einem Buch festgehalten über „heimlichen Auswanderer des Regierungsbezirks Minden“, die im Zeitpunkt ihrer Einberufung nicht mehr anwesend waren, und Antonius Rokus ist unter der Nummer 17.694 in diesem Buch erfasst.. Weiterhin mögen die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland und die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika ebenso Gründe für die Auswanderung gewesen sein. Übrigens, als Kurt und ich unsere Stammbäume verglichen haben, stellten wir fest, dass er mein 4. Halb-Cousin ist.

Auf jeden Fall verlies Antonius Rokus mit der Bark Union um Mitte März 1860 (kurz nachdem er 25 geworden war), weil er New York am 06. Mai 1860 erreichte und die Reise mit einem kleinen Segelschiff 5 bis 6 Wochen dauerte. (Eine „Bark“ war ein Schiff mit 3 Masten, die vorderen beiden hatten quadratische Segel und der hintere Mast war nach zwei Seiten aufgetakelt). Die Union war zugelassen für 408 Tonnen und sie war 119 Fuß (ca 39 m) lang. Sie war 1854 in Bremen vom Stapel gelaufen und wurde hauptsächlich für die Überfahrt der Auswanderer eingesetzt. Sie hatte während ihrer Nutzungszeit mehrere Eigentümer und war schließlich im Besitz eines norwegischen Kapitäns, der sie letztmalig in 1872 eingesetzt hat. Der endgültige Verbleib der Union ist nicht bekannt.

Ebenso ist die Zahl der Passagiere nicht bekannt, die die Union transportieren konnte. Die durchschnittliche Zahl der Immigranten auf Schiffen, die zu Beginn der 1860-er Jahre in New York ankamen, lag bei 160. Antonius war erfasst für das Mitteldeck des Schiffes und seine Unterkunft und Verpflegung waren zwar preiswert aber nicht wert, näher beschrieben zu werden. Das erste Mal setzte er seinen Fuß in Castle Garden auf amerikanischen Boden. Der Castle Garden war 1855 als Immigranten Ankunftshalle eröffnet worden und durch ihn sind in den nächsten 34 Jahren mehr als 8 Millionen Immigranten eingewandert (Castle Garden ist jetzt in Castle Clinton umbenannt und ein Nationales Monument).

Als Antonius in New York angekommen war, ließ er sich in der unteren Ost-Seite von Manhattan nieder, auch weil in diesem Teil der Stadt eine große Anzahl Deutscher lebte, die nach der gescheiterten 1848-er Revolution aus Deutschland ausgewandert waren. Wir können nur spekulieren, warum er in dem 29. New Yorker Infanterie-Regiment für den Einsatz im Bürgerkrieg weniger als zwei Jahre nach seiner Ankunft  erfasst war.

Wie auch immer, mag es Patriotismus gewesen sein, seine Abenteuerlust oder vielleicht auch die Notwendigkeit, ein  kleines aber doch sicheres Einkommen zu haben. (ein Freiwilliger erhielt in der Armee der Union zu der Zeit 13 $ im Monat). Zweifelsfrei wählte er das 29. Infanterie Regiment, das im April 1861 in New York City zusammengestellt wurde, weil die Einheit fast vollständig aus Deutschen bestand. Sie war auch bekannt als „Astor Rifles“ und als „erstes deutsches Infanterie-Regiment“. Es muss angemerkt werden, dass sich viele Deutsche Einwanderer stark mit Abraham Lincoln, der neuen Republikanischen Partei und den Gegnern der Sklaverei identifizierten. Hatte der Freiheitswille in Deutschland schon zu den Waffen gerufen, so zögerten viele nicht, erneut zu den Waffen zu greifen, um die amerikanische Union zu retten und die Grundlage für die Sklaverei auszurotten.

Kann sein, dass Antonius auch in der Menschenmenge war, die den Männern des 29. Infanterie Regimentes am 20.06.1861  zuschaute, als diese den Broadway hinunter marschierten, um einen Zug zu besteigen, der sie nach Washington D.C. bringen sollte, damit sie ihren ursprünglichen Auftrag, die Hauptstadt zu verteidigen, erfüllen konnten. Nach der Ankunft wurde das Regiment in das Capitol-Gebäude einquartiert und es verbrachte die erste Nacht auf dem Flur vor dem Senatssaal. Aus welchem Grund auch immer war Antonius bis zum 05.02.1862 nicht in den Regimentsunterlagen erfasst. Zu der Zeit war das 29. Regiment  abkommandiert, Washington zum zweitenmal zu verteidigen, nachdem es an der ersten Schlacht von Bull Run im Juli 1861 teilgenommen hatte. Nachdem er sich dem Regiment angeschlossen hatte, erhielt er vermutlich eine Ausbildung, bevor es am 5. April 1862 nach Winchester, Virginia, verlegt wurde, wo es an der Valley Auseinandersetzung teilgenommen hatte.

Während der nächsten Monate kämpfte die 29. New York Infanterie mit der Potomac und der Pope Armee in verschiedenen Kämpfen in Nord-Virginia.  Den Rest des Jahres 1862 war das Regiment in Kämpfen im Virginia Shenandoah Tal bis Juni, in Cross Keys und Sperryville im Juni, Juli und August im Einsatz und war beteiligt an den Auseinandersetzungen der Pope-Armee in Nord Virginia im August und September und auch an Aktionen des Kampfes in Sulphur Springs. Es folgten die Schlachten von Groveton und die zweite von Bull Run, danach war die 29. wieder abkommandiert, bei der Verteidigung Washingtons zu helfen. Sie war stationiert in Centreville, Virginia, ehe sie eingesetzt wurde, um die Unions-Armee im Dezember des Jahres in den Kämpfen bei Fredricksburg zu unterstützen.

 Wie andere Einheiten auch kämpfte die 29. in äußerst schlechter Verfassung – selbst im Krieg! Die folgende wörtliche Aufzeichnung des Joseph Brunner, ein Sergeant, der mit Antonius zusammen diente, wurde übernommen aus Brunner`s beeidigter Erklärung, mit der er Antonius Pensionsantrag unterstützte. Sie verschafft ein Augenblicksbild, was die Männer der 29. durchmachen mussten. „Im Frühjahr des Jahres 1862 marschierten wir durch West-Virginia. Im Camp nahe  Winchester hatten wir keine Zelte, wir mussten auf dem nackten Boden liegen und hatten nichts zu essen als das Fleisch von dem Vieh, was wir in der Nähe unseres Lagerplatzes fanden, und wer von dem frischen Gras gegessen hatte, dass wie Knoblauch schmeckte, der bekam wie die meisten von uns eine Diarrhoe und vom nassen Grund Rheumatismus. Dem Joseph Rokus und mir ging es so schlecht, das wir zu Dr. Neuhaus gingen und als der uns sah, war alles was er uns geben konnte etwas Terpentin, das wir auf unseren Bauch legen sollten. Es half ein wenig, aber da wir auf den nackten Boden liegen mussten ohne Zelte, konnte es gar nicht besser werden, zumal wir nur die halben Rationen während dieser langen vier Monate bekamen“. In seinem Pensionsantrag erklärte Antonius, dass er eine chronische Diarrhoe bekommen hatte, die durch diese Notlage verursacht wurde, der er bei Franklin, Virginia ausgesetzt war, und ebenso das Rheumatismus durch die Notlage nahe bei Fearfax Court-House, Virginia. Er wurde nicht im Kampf verwundet, aber er war wegen seiner Krankheit für ungefähr 2 Wochen im Juni 1862 im Krankenhaus in Strasburg, Virginia, in Behandlung.

In 1863 im Januar nahm die 29. Infanterie an dem unglückseligen und schlimmen „Matsch-Marsch“ teil und verbrachte danach den Rest des Winters campierend in Stafford Court House, Virginia bis zum 27. April. Die Einheit als Teil von Buschbeck`s Brigade und der 11. Corps erhielten den Befehl, General „Fighting Joe“ Hooker in seiner Chancellorsville Auseinandersetzung zu unterstützen. Hier war es, wo die Armee der Union eine der demütigendsten Niederlagen des Krieges erlitt und wo Antonius unzweifelhaft einen der schwersten Kämpfe seiner Militärzeit mitgemacht hat.

Am 02. Mai 1863 hatte das 11. Corps einschließlich  des 29. Infanterie Regimentes Stellung bezogen südlich der Plank Road im Westen von Chancellorsville, als General Thomas J. „Stonewall“ Jackson zur völligen Überraschung die Westflanke von Hooker`s Armee attackierte. Obwohl einige Warnungen eingegangen waren, dass Jackson eine größere Streitmacht der Cönföderierten um die Westseite der Unions-Linien bewegte, glaubten Hooker und seine Offiziere, dass Jacksons Truppenbewegungen Teil von General Robert E. Lee`s Rückzug in Richtung Richmond waren. Als Jackson morgens gegen 5.30 Uhr angriff, standen die 10.000 Soldaten des 11. Corps  gegen Jacksons 26.000 gut trainierten und entschlossenen Truppen.   Die Soldaten des 11. Corps hatten

die Ärmel hoch gekrempelt und waren dabei, das Abendessen vorzubereiten. Die Westflanke des 11. Corps hatte die Hauptlast der Attacke zu ertragen und sie wurde fast sofort überrannt, was die unvorbereiteten Verteidiger zu panischer Flucht veranlasste.  Als jede nachfolgende Einheit zurückwich auf ihre Kameraden,  verwandelte sich der Rückzug  in eine chaotische Flucht  Zweimal brachte Colonel Buschbeck seine Brigade zum Stehen, schaffte es, dass rundum gefeuert wurde, und endlich konnten die Unions-Truppen eine Meile westlich von Chancellorsville ihre Stellung halten. In Übereinstimmung mit Berichten der Batterie zogen sich einige andere Regimenter des 11. Corps, die neben Buschbeck`s Brigaden aufgestellt waren,  relativ geordnet zurück. Es war ungefähr 10.00 Uhr morgens, als die Unions-Offiziere wieder Ordnung in ihre Truppen bekamen und eine effektive Verteidigung organisieren konnten. Glück für Hooker war, dass es den  Conföderierten nicht möglich war, ihre Attacken fortzusetzen, weil die Dunkelheit über das Schlachtfeld hereinbrach. Hinzuzufügen ist, dass ihr Kommandeur, „Stonewall“ Jackson, versehentlich von seinen eigenen Truppen in der anbrechenden Dunkelheit angeschossen und tödlich verwundet wurde, als er von der Erkundung der Stellungen der Unions-Truppen zurückkam. Hooker`s Antwort war, seine Armee in eine schützende Absperrung um Chancellorsville aufzustellen und am 06. Mai 1863 zog er sich mit seiner Armee über den Rappahannock River nach Norden zurück.

Als der Unions-Rückzug beendet war, machten Vorwürfe die Runde, wer für das Geschehene verantwortlich war.  Viele der Vorwürfe wurden den Deutsch-Amerikanischen Truppen gemacht, denjenigen, auf denen der Hauptstoß von Jacksons Angriff gerichtet war. Sie wurden spöttisch “Fliegende Dutchmen” genannt und die Nordstaaten-Zeitungen machten die Deutschen verantwortlich als Ursache für den Rückzug. General Hooker und andere ließen diese Vorwürfe zu, sie eigneten sich hervorragend dazu, sie selbst von jeder Verantwortung für dieses Debakel zu entlasten.

Natürlich beleidigten diese Behauptungen  die Deutsch-Amerikanischen Truppen, besonders weil viele von ihnen tatsächlich trotz der gewaltigen Übermacht der Conföderierten ihre Stellungen behaupteten.  Nichtsdestoweniger gaben diese Fremden den idealen Sündenbock für eine auf Siege hungrige amerikanische Öffentlichkeit  ab, die die Serien der Niederlagen der Potomac Armee des General Lee satt hatte. Nimmt man dazu die schlichte Tatsache, dass im Zeitpunkt des Krieges das angebliche „Dutch“ 11. Corps größtenteils aus Einheimischen entstanden ist, wurmte dieser Vorwurf noch mehr. Die hieraus entstandenen Gegensätze bestanden auch noch viele Jahre nach dem Ende des Krieges.

Im Anschluß an die Schlacht von Chancellorsville begannen die Soldaten der 29. New York Infanterie sich auf ihren Abschied vorzubereiten, weil die zwei Jahres-Verpflichtung, die die meisten unterschrieben hatten, sich dem Ende näherte. Sie kamen nach New York City Anfang Juni zurück  und das Regiment wurde am 20. Juni 1863 ehrenvoll aufgelöst mit 449 Soldaten die ausgemustert wurden. In der zwei-jährigen Militärzeit starben 43 Soldaten im Kampf, 160 wurden verwundet und 103 für vermisst erklärt. Insgesamt also 306 Verluste während der Kriegshandlungen. Weiter starben 23 Soldaten an Krankheiten und aus anderen Gründen. Glücklicherweise war Antonius Rokus nicht einer dieser Verluste.

Als Antonius in das Zivilleben zurückkehrte, war er wegen seines Pensionsanspruches als Pförtner beschäftigt. So fügte er seine Berufszeit als Maschinist vor seiner  Militärzeit hinzu. Am 07.Mai 1865 heiratete er die 28-jährige Apolonia Reiss, die in Lautenbach, Bayern, geboren war. Die Hochzeit fand statt in der deutschen römisch-katholischen Kirche St. Nicholas, die in der zweiten Strasse in Manhattan lag, ein paar Blöcke    von dem Platz, wo er lebte (St. Nicholas wurde 1938 geschlossen, aber glücklicherweise wurden die Unterlagen überstellt zu der katholischen Allerheiligen Redeemer Kirche, ebenfalls in Manhattan). Es ist interessant zu spekulieren, wie sich Antonius und Apolonia kennengelernt haben, aber ein Anhaltspunkt mag sein, dass einer seiner Kameraden in dem 29. New York Infanterie Regiment Bernhard Reiss war. 

 Im August 1865, ein paar Wochen nach Antonius Hochzeit und ihm vermutlich nicht bekannt, setzten sein Vater Hermann und sein älterer Bruder Joseph  einen Übertragunsvertrag oder Testament auf. Wie zu erwarten war, erbte Joseph, der erstgeborene Sohn, die Farm und darüber hinaus alle Vermögensgegenstände seines Vaters nach dessen Tod während die anderen Kinder festgelegte Geldbeträge erhielten. Wie dem auch sei, war Antonius das einzigste Kind das ausdrücklich ausgeschlossen war und nichts erhielt, weil es schon voll abgefunden war. Es ist nicht bekannt, was Antonius bekommen hat  Mag sein, dass es das Fahrgeld für das Segelschiff Union war. Zurück nach Amerika; Antonius war in 1866 im New York City Adressbuch als Pförtner verzeichnet und lebte in der  Rivington Straße 187 in Manhattan, in der Mitte des deutschen Centrums in New York City. Im März desselben Jahres wurde Antonius und Apolonia die erste von 3 Töchtern, Eva, geboren.  

Wir bekommen einen weiteren kurzen Einblick davon, wie Antonius in sein Adoptivland kam aus den ersten von zwei Briefen, die erhalten  geblieben sind und die er an seine Familie in Körbecke im Dezember 1868 geschrieben hat. In Ergänzung zu seiner Anspielung darüber, warum er gefühlt habe, dass er wie oben erwähnt seine Familie verlassen sollte, beklagt er sich, dass er nicht einen Brief im ganzen Jahr von zu Hause erhalten habe. Ein weiterer Hinweis, dass die verwandschaftlichen Beziehungen zu seiner Familie nicht die besten gewesen sind. Er nahm Bezug auf die Tatsache, dass sein Vater sicherlich glücklich sein würde, wenn Joseph heiratet und sicherstellt, dass die Farm in der Familie bleibt, offensichtlich nicht wissend, dass Joseph schon seit zwei Jahren verheiratet war, als er den Brief geschrieben hat. Er versicherte seinen Verwandten, dass er jetzt glücklich verheiratet ist und  dass er vorwärts schaut auf ein gutes Leben mit Apolonia. Er erinnerte auch daran, dass er, bevor er Körbecke verlassen hatte, mit seiner Schwester Maria auch über deren mögliche Auswanderung nach Amerika gesprochen hatte.

Antonius und Apolonias zweite Tochter, Maria, wurde im Januar 1870 geboren und ein paar Monate später erhalten wir mehr Anhaltspunkte aus seinem Brief vom 21. Mai 1870, wie es der Rokus-Familie erging. Er hatte offensichtlich gerade einen Brief von zu Hause erhalten mit der Nachricht vom Tode seines jüngeren Bruders Wilhelm im Januar 1870. Antonius war total bestürzt, weil sein Bruder Wilhelm erst 25 Jahre alt war und er versuchte seinen Vater und andere Verwandte zu trösten. Er schrieb: „Lieber Vater, ich bin sehr traurig, dass du dort sein und den Tod meines lieben Bruders bezeugen musst. Es ist so traurig, dass unser lieber Gott ihm nicht seinen Wunsch, nach hier zu kommen, gewährt hat.      

Die Reise könnte ihm geholfen haben und er wäre noch bei uns. Aber nein. Unser lieber Gott im Himmel wünschte es anders”.  Er erwähnte auch, dass er einen Brief an seinen Bruder Friedrich gesandt hatte, der anscheinend schwer krank war, und ihm vorgeschlagen hatte, in die Vereinigten Staaten zu kommen,  weil ihm vielleicht eine Ozean Reise und die medizinische Versorgung in New York helfen würden.

Aus seinem Brief und auch aus verschiedenen eidesstattlichen Versicherungen aus seiner Bürgerkriegs-Pensions-Akte in 1889 können wir definitiv den Eindruck gewinnen, dass Antonius und seine Familie in finanzielle Schwierigkeiten waren. Er hatte wahrscheinlich entdeckt,  dass auch die amerikanischen Straßen nicht mit Gold gepflastert waren, wie er es vermutlich erwartet und schließlich gehofft hatte. Er erwähnte, dass er eine ganze Zeit arbeitslos war, dass er nur ganz wenig Geld hatte um etwas zu kaufen, dass er eine Menge Schulden hatte, und dass er kaum die monatliche Miete von 13,50 $ für ein Apartment im 4. Stock (ohne Aufzug) bezahlen konnte. Er drückte seinen Dank aus für den Speck, die Wurst und den Käse, die  sein Vater ihm gesandt hatte und er schrieb, dass er jetzt eine Menge freier Zeit hätte bis er wieder einen neuen Job gefunden hat. (es wirkt ein wenig ironisch, dass dieses Care-Paket von Deutschland in die US kam, während zu unserer Zeit solche Pakete immer den gegensätzlichen Weg gegangen sind).  Ebenso sehen wir in seinem Pensionsantrag und den beigefügten Dokumenten, dass es ihm nicht möglich war, eine Arbeit auf regulärer Basis zu finden seit seiner Entlassung aus der Armee in 1863, angeblich wegen des Rheumatismus und anderer Gebrechen, die er sich während seiner Militärdienstzeit in der Unionsarmee zugezogen hat. Er gab an, dass er unbeweglich sei durch seine Gebrechen, dass er sein Apartment nicht verlassen könne und infolgedessen sei er jedes Jahr mehrere Monate nicht in der Lage zu arbeiten. 

Besonders aufschlussreich ist seine Antwort auf die nachstehende Frage in seinem Pensionsantrag, „warum suchen sie keine medizinische Unterstützung, um ihre durch den Militärdienst verursachten Gebrechen zu behandeln?“, auf die er antwortete, „ich war zu arm und außerdem war der Zustand nicht heilbar.“ Als Apolonia schließlich ihren Antrag auf eine Witwen-Pension stellte, schrieb sie, „ ich besitze nicht irgendein wirkliches Vermögen wie Aktien, Obligationen, Effekten, Beteiligungen oder irgendetwas anderes. Ich habe kein wie auch immer mögliches Eigentum, ausgenommen einige Haushaltsmöbel, deren Wert nicht einmal 100 $ beträgt. Ich habe kein Einkommen aus irgendeiner Quelle und keine Person ist gesetzlich verpflichtet für meinen Unterhalt zu sorgen.“ Ausgehend von ihrer Absenderadresse, lebte die Familie bei ihrem Schwager William Reiss, der im New Yorker City Telefonbuch als Bäcker aufgeführt war.

Antonius und seine Familie erscheint das erstemal in den U.S. Census Unterlagen in 1870. Da er im May 1860 einwanderte, kurz bevor der Census im Juni des Jahres durchgeführt wurde, scheint es, dass er in 1860 nicht erfasst wurde. Dies ergab eine umfassende Suche unter Anwendung aller Abarten des Rokus Namens.  Die Zählung in 1870 führte ihn als Anton Rochus (anstatt des Vornamens Joseph, den er während seiner Militärzeit verwendete und anstatt seines korrekten letzten Namens Rokus) mit seinem Beruf Schlosser auf. Das Alter  seiner beiden Töchter, Eva und Maria ist korrekt angegeben, aber Antonius Alter ist mit 40 angegeben und das von Apolonia mit 30. Tatsächlich waren er 35 und sie 33 Jahre alt . Entweder hatte der Erfasser einen Fehler gemacht oder er bekam die Information von einem Nachbarn – wer weiss?

Bis jetzt wissen wir recht wenig von Antonius und seiner Familie aus den 1870-er Jahren außer das die Tochter Apolonia 1876 geboren worden ist. Ihre Geburtsurkunde weist als ersten Namen Lina aus (In dem IGI Index wurde Lina als Gina geschrieben, zurückzuführen auf die arme Schreibkunst der Hebamme, die die Unterlagen im New York City Department für nachträgliche Geburten führte). Auch auf der Geburtsurkunde ist Antonius als Pförtner eingetragen, seine Frau ist erfasst als Aplone, und die Familienadresse ist 151 vierte Straße. Zwischendurch zurück nach Körbecke; dort starb seine Schwester Theresia am 30.08.1872 und sein Vater kurz danach im November 1872 im Alter von 70 Jahren.

Ein anderes Problem war es, die Rokus Familie in den Census Unterlagen von 1880 zufinden, weil der Name dort nicht als Rokus oder Rochus erfasst wurde sondern als Rockus! Wie auch immer, Antonius ist erfasst als Anton, wie es bereits im 1870-er Census war. Er lebte da in der 438 Ost sechste Straße auf der unteren Ost Seite von Manhattan und hatte seinen Beruf als Pförtner angegeben. Seine Frau Apolonia war als Abbe erfasst während die Tochter Maria nun Mary und Tochter Apolonia Aby geschrieben wurde. Noch einmal, wir sehen hier mehr Anhaltspunkte, dass die Familie vermutlich in Schwierigkeiten war, mit dem verfügbaren Geld auszukommen. Der Census Vordruck zeigte, dass Antonius für 2 Monate vom 01. Januar bis 09. Juni 1880 arbeitslos war, dem Datum der Zählung. Zusätzlich arbeitete ihre älteste Tochter Eva als Verkäuferin, gerade dass sie 14 Jahre alt geworden war. In 1881 war Anton (den Namen, auf den man sich anscheinend in seinem späteren Leben geeinigt hatte) als Arbeiter im New Yorker Adressbuch mit der korrekten Schreibweise Rokus für  seinen Nachnamen erfasst.

Unglücklicherweise sind wegen des Feuers im Handelsgebäude in Washington D.C. in 1921 die Erfassungsunterlagen von 1890 nicht länger verfügbar, um uns einige zusätzliche Informationen über die Rokus-Familie zu geben. Wie auch immer, das 1890-er Spezial-Verzeichnis der Veteranen des Staates Kentucky bis Wyoming überlebte das Feuer und es führte Joseph Rokus unter der Adresse 438 sechste Straße in Manhattan auf. Sie schließt auch ein seine Militärzeit und die Einheit, in der er gedient hat.  Dort ist kein Eintrag über ihn unter der Spalte  „erlittene Invalidität“ enthalten.

Nicht im Widerspruch zu den Informationen in der 1890-er Census Veteranen-Auflistung und obschon er offensichtlich durch den Kriegsdienst seit seiner Entlassung leidend gewesen ist, beantragte Antonius (oder auch Joseph) keine Pension  vor dem 10. April 1889. Er mag bis dahin gewartet haben, weil er ahnte, dass die Stellen der Pensions-Regelung vom 27.06.1890, in denen die Umstände, nach denen ein Veteran einen Anspruch auf die Pension erhalten konnte, großzügig gelockert würden.  Ergebnis dieser Lockerung war, dass die Zahl der Pensionsberechtigten von 300.000 in 1885 auf 1.000.000 in 1893 anstieg und hierfür 42 % des Staatseinkommens verbraucht wurden.  Das Anwachsen des Pensions-Systems nach 1890 wurde in der Presse als überhöhte Ansprüche, Betrug und Korruption dargestellt und die Pensions-zahlungen wurden als Fallobst-Zahlungen an unwürdige Individuen bezeichnet, die ihre Arbeitsunfähigkeit hochspielten.

Es dauerte mehr als 4 Jahre, dass Antonius Pensionsantrag anerkannt wurde. Während dieser Zeit besorgte er etliche eidesstattliche Erklärungen von Kameraden aus dem 29. New York Infanterie Regiment ebenso wie von Freunden und Nachbarn, die seine Anträge nach seiner Entlassung in 1863 unterstützten. Die erste medizinische Untersuchung, der er sich unterzogen hatte, bescheinigte ihm, dass er keine Gebrechen habe, die eine Pension rechtfertigten. Dagegen ergab eine  zweite Untersuchung im Juni 1892, dass er tatsächlich Rheumatisums in seiner rechten Schulter und seinem rechten Knie habe. Daraus wurde schließlich im Juni 1893 eine Pension in Höhe von 2 US-$ rückwirkend ab 1889 festgesetzt.

Während er um seinen Pensionsanspruch kämpfte, heiratete seine Tochter Eva im Januar 1890 in Manhattan Francis Groffmann und sein erstes Enkelkind, Frank Groffmann, wurd im Juni 1892 geboren. Im Januar 1894 wurde die Enkelin Apolonia Groffmann geboren. Unglücklicherweise hatte er nicht mehr viel Zeit, um sich an seinen Enkelkindern zu erfreuen. Sein tragischer Tod am 24. Juni 1894 ereignete sich unter Umständen, dass darüber ausführlich in der New York Times berichtet und sein Name (falsch geschrieben als Rockus) in der Zeitung mehrfach genannt wurde.

Am Sonntag, den 24. Juni 1894 charterte der New York City Hering Fisch-Club das Schleppboot John D. Nicol für 40 $ für die zehnte jährliche Fischfang-Excursion vor der Küste von New Jersey. Der Schlepper verlies das Dock an der fünften Strasse gegen 6.30 Uhr mit 65 Passagieren und einer Crew von 5 Personen. Danach hielt es noch an Pier Drei, East River, um weitere Angler sowie mehrere Kisten Bier aufzunehmen. Weder Kapitän John Hyde noch seine Crew zählten oder kümmerten sich offensichtlich darum, wie viel Passagiere an Bord waren. In Übereinstimmung mit dem Zeitungsbericht wurde dem Ingenieur durch einen Fischer beim zweiten Halt erzählt, dass er davon ausginge, dass zu viele Leute an Bord seien, worauf der Ingenieur antwortete, dass ihn das nicht interessiere, solange sie ihre 50 Cents bezahlen würden. Zwei Personen, die ihre Schiffskarten  im Dock an der fünften Straße gekauft hatten, verließen dass Schiff am Pier Drei, weil sie der Ansicht waren, dass Schiff sei überladen.

Gegen 10.30 erreichte der Schlepper sein Ziel, die Fischgründe von Highland Beach, New Jersey. Kurz danach gab es eine Wetteränderung zum Schlechten und gegen Mittag wurde das Schiff von mehreren großen Wellen erschüttert.  Dadurch wurden die meisten der Passagiere seekrank und einer der Überlebenden erzählte später, dass der Kapitän die Geschwindigkeit des Schiffes nicht drosselte und er schien seine Freude daran zu haben, dass seine Passagiere durch die schwere See krank wurden. Als die erste große Welle gegen die Steuerbordseite schlug und das Wasser über das Deck floss, rannten die Passagiere instinktiv zur Backbord-Seite.  Obwohl der Kapitän und das Deckpersonal versuchten, die Gewichtsverteilung dadurch zu verändern, dass sie die Passagiere mahnten, zur Steuerbordseite zurückzugehen, folgte augenscheinlich keiner dieser Mahnung. Ausweislich Captain Hyde blieben die Passagiere alle zusammengedrängt auf der Backbordseite.  Die erste Welle traf den Bug der Steuerbordseite und schwappte rüber zur Backbordseite des Schiffes.  Ich steckte meinen Kopf aus dem Fenster und schrie zu den Passagieren, auf die Steuerbordseite zu gehen, andernfalls würde das Schiff sinken. Niemand folgte; dafür begannen sie einen wilden Kampf um die Rettungsringe. Die zweite Welle traf uns auf der Steuerbordseite, so dass wir umkippten.  Der Deckarbeiter und ich kraulten aus dem Fenster des Steuerhauses auf der Steuerbordseite, als das Wasser durch die Fenster der Backbordseite eindrang. Innerhalb von Minuten ertranken 40 Passagiere, auch Antonius Rokus.

Mehrere Tage berichtete die New York Times in längeren Artikeln über die zu Herzen gehenden Anstrengungen der Passagiere, sich selbst und ihre Mitpassagiere zu retten, oft vergeblich, insbesondere weil nicht genug Rettungsringe bzw Rettungsboote an Bord waren.  Einige Überlebende wurde durch andere Fischerboote, die in der Gegend waren, aus der See gerettet und ein paar Leichname wurden in den nächsten Tagen an das Ufer geschwemmt, aber die meisten Leichname wurden niemals wiedergefunden, auch der von Antonius nicht. Als Verwandte der Überlebenden sich zum Büro der Schiffsgesellschaft, der Polizeistation und zum Leichen-schauhaus begaben, um  Informationen über ihre lieben Angehörigen zu erhalten, wurde am 7. Juli 1894 eine Untersuchung eingeleitet; die Untersuchungskommission fand heraus, dass die John D. Nicol zugelassen war für 45 Passagiere, sie hatte im vorliegenden Fall aber 87 befördert (die New York Times schätzte, dass die Zahl der Passagiere bei 137 gelegen haben könnte, basierend auf den Berechnungen der Überlebenden und auf Interviews mit den Verwandten von Vermissten).  Weiterhin hatte Kapitän Hyde keine Lizenz, mit dem Schiff so weit draußen auf der See zu operieren wie es geschehen war und seine Lizenz war widerrufen wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Gesetz.

Am 26. Juni 1894 veröffentlichte die New York Times einen ziemlich langen drei Spalten breiten Bericht über dieses Unglück einschließlich der Namen der Überlebenden und der zu diesem Zeitpunkt Vermissten. Der Bericht enthielt auch das Folgende: „Frank Groffmann, wohnhaft in der 282 West 31. Straße berichtete dass Antonius J. Rockus, 58 Jahre alt, wohnhaft in 538 Sixth Straße und ein Freund des Letztgenannten, Christian Brecht, der in der 303 Fifth Straße wohnte, vermisst wurden mit der John D. Nicol“.  (Die Times erfüllte zu ihrer eigenen Reputation nicht die Erwartungen im Bezug auf Genauigkeit, zuvor schon bei der falschen Schreibweise von Antonius Nachnamen und ebenso bei Angabe einer falschen Adresse). Als richtig ist vermerkt, dass Frank Groffmann Antonius Schwiegersohn war. Ironischerweise hat Antonius auf einem kleinen Segelschiff eine lange Ozeanreise überlebt ebenso wie verschiedene große Schlachten im Bürgerkrieg, um dann mit einem Fischfangschiff zu ertrinken.

Kurz nach diesem tragischen Ereignis beantragte Apolonia für sich die Witwen Pension. Sie besorgte sich eine Kopie ihrer Heiratsurkunde von der St. Nicholas Kirche, sammelte eidesstattliche Erklärungen von Nachbarn, dass sie mit Antonius am 24.06.1894 verheiratet war und Erklärungen, dass Antonius an diesem Tag ertrunken und dass sein Leichnam nicht aufgefunden worden sei. Beigefügt war eine  Erklärung von   2 Freunden von Antonius, die ihm viele Jahre gekannt hatten und die mit ihm an Bord der Nicol gewesen waren, aber den Schiffsuntergang des Schleppers überlebt hatten. Sie erklärten: „ wir selbst wissen, dass Antonius Rokus zu Tode gekommen ist durch Ertrinken am 24. Juni 1894 beim Untergang des Schleppers James D. Nicol etwa 3 Meilen entfernt von Highland Beach an der Küste vor New Jersey.  Zur Zeit des Unterganges des genannten Schleppers waren der genannte Rokus, wir selbst und über 75 andere Passagiere an Bord des genannten Schleppers und mehr als 40 von ihnen sind ertrunken. Wir alle befanden uns auf einer Fischfangtour und wir sahen den genannten Rokus an Bord des genannten Schiffes gerade bevor es unterging und wir haben ihn niemals mehr danach gesehen. Wir persönlich wissen, dass er zu der Zeit ertrunken ist und dass sein Leichnam niemals aufgefunden wurde. Der Grund für den Unterfang war eine schwere See und Missmangement“. Apolonias Witwen-Pension in Höhe von 8 $ pro Monat wurde im Dezember 1894 genehmigt, rückwirkend zum 28.07.1894, dem Datum ihres Antrages.

 Apolonias  Witwen-Pensions-Antrag war auch eine eidesstattliche Erklärung beigefügt, die eine sehr überraschende Aussage mit folgendem Inhalt enthielt: „Ich, Bernard Rokus, 46 Jahre alt, wohnhaft in der 737 Grand Straße, Brooklyn, New York, von Beruf Lebensmittelhändler, mache folgende Aussage: dieser Soldat Antonius Joseph Rokus oder Joseph Rokus war mein Bruder und ich habe ihn gekannt zeit seines Lebens bis zu seinem Tode. Dieser Antonius war verheiratet mit Apolonia Rokus. Dieser war bekannt als Antonius Joseph und auch als Joseph. Dass er zu Tode gekommen ist durch Ertrinken im Atlantischen Ozean, vor der Küste von New Jersey am 24. Juni 1894. Dass er ein Passagier auf dem Schlepper James D. Nicol war, der gesunken ist und bei dem Untergang sind mein Bruder und etwa 40 andere Leute, die an Bord waren,  ertrunken. Dass meines Bruders Leichnam niemals gefunden wurde und dass er seit diesem Untergang niemals etwas von ihm gehört habe.  Falls er nicht ertrunken wäre, hätte er sicherlich etwas von ihm gehört“.

Wie konnte ich - bis ich Antonius  Pensionsakte sah -  nicht gewusst haben, dass sein 12 Jahre jüngerer Bruder ebenfalls nach Amerika gekommen war? Als erstes, niemand in Deutschland wusste etwas über „Bernardus“, wie er in den Kirchenbüchern genannt wurde, einschließlich dass er nach Amerika ausgewandert war. Zweitens, es war kein Bernardus Rokus in den Census Unterlagen oder in den Passagierlisten aufgeführt. Vor einer langen Zeit hatte ich gesehen, dass ein „Bush“ Rokus am 06. November 1871 in New York angekommen war, von Bremen in Deutschland mit dem Dampfschiff Main und ich hatte diese Information abgelegt in die „noch zu klären“ Akte. Könnten „Bush“ und Bernhard dieselbe Person sein? In der Tat, sie konnten nicht nur sie waren es! Ein genauerer Blick auf die Passagierliste mit einem Vergrößerungsglas ergab, dass das, was der Abschreiber als „Bush“ gelesen hatte in Wirklichkeit „Bernh“, war, eine Abkürzung von „Bernhard“. (Die Einwanderungs-Bediensteten hatten natürlich keine durchgehende gute Unterrichtung der Schreibkunst in der Schule.) Unglücklicherweise enthielten die Passagierlisten nicht den Namen des Herkunftsortes, aber Bernhardts Alter von 24 Jahren im Zeitpunkt seiner  Ankunft stimmte überein mit seinem Geburtsdatum in den Körbecker Kirchenbüchern. Danach sandte mir mein „persönlicher Geschichtsforscher“ in Körbecke, Kurt Bremer, ein Dokument, das ausweist, dass Bernhardt (oder Bernard) in der preußischen Armee diente und Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870 – 1871 war.

Als nächstes ergab die Suche, dass Bernard Rokus in 1880 an der Grand Straße in New York lebte und das sein Beruf Lebensmittelhändler war – so wie er es in seiner eidesstattlichen Erklärung gesagt hatte. Zu der Zeit dieser Volkszählung war er verheiratet mit Mary (Maira Aufenanger aus Natzungen-K.B.), auch aus Deutschland, und er hatte eine drei Jahre und einen Monat alte Tochter. Er und seine Familie sind ebenfalls in den Zählungsunterlagen von 1900, 1910 und 1920 aufgeführt, manchmal als „Bernhardt“ und manchmal  als „Bernard“. Danach fand ich seinen Sohn Joseph und Joseph`s Sohn Bernard J. Rokus in den Volkszählungssunterlagen und schließlich stellte sich heraus, dass dieser Bernard J. Rokus der Mann war, mit dem ich in 1977 korrespondiert hatte. Letztendlich passten eine Menge Teile des Puzzles zusammen. Unglücklicherweise waren sowohl Bernhard J. als auch seine Frau Irene nach den Todeserfassungslisten der Sozialversicherung im Juni 2003 gestorben, gerade zwei Jahre bevor ich Bernard`s Familienstammbaum rekonstruiert hatte. Andernfalls hätte ich ihm über seine Familie das erzählen können, was er bisher nicht wusste, als er mir vor 30 Jahren geschrieben hatte.  Die Suche nach einigen Nachkommen ist jetzt gestartet und ich bin hoffnungsvoll, dass es zur Entdeckung von Cousins führt, von denen ich niemals zu träumen wagte, sie in diesem Lande zu haben.  Während ich dies schreibe, erscheinen verschiedene Anhaltspunkte in Nachrufen vielversprechend. Nebenbei sei angemerkt, dass ich herausfand, dass eine der „original“ Bernard`s Töchters Name in der New York Times genannt wurde aus einem ganz normalen  Grunde, weil sie eine Secretärin von John Hylan, dem Bürgermeister von New York City von 1918 bis 1925 war. Wer hätte schon bei Beginn meiner Nachforschungen erwartet, dass ich zwei Rokus-Verwandte finden würde, die vor unserer Familie in dieses Land gekommen waren und dass auch zwei mit ihrem Namen in der New York Times erscheinen würden?

Bis jetzt ist nicht viel bekannt von der Rokus-Familie nach Antonius tragischem Tod. Immerhin, im Juni 1900, heiratete die zweite Tochter, Maria oder Mary, Adam Hoffmann in New York City, während die einzige Information über Apolonia bis jetzt das Datum der Geburt der dritten Tochter war. Nach der Pensions-Akte wurde Apolonias Witwen-Pension im April 1908 auf 12 $ und im Semptember 1916 auf 20 $ monatlich angehoben, weil großzügigere Pensions-Regelungen getroffen wurden. Apolonia zog von New York City nach Edgewater, New Jersey, und lebte dort nach dem Tode von Antonius einige Zeit  bei ihrem Schwiegersohn Adam Hoffmann und ihrer Tochter Mary. Eines der letzten Dokumente in der Pensions-Akte ist ein Brief von Adam Hofmann an das Pensions-Büro, in dem er mitteilt, dass Apolonia am 08.Mai 1918 gestorben sei und das ihre Adresse zu der Zeit dieselbe gewesen sei wie seine.

Die nächste Herausforderung ist, Nachkommen von Frank und Eva Groffmann und Adam und Mary Hoffmann zu finden ebenso wie solche von Bernard Rokus. Diese Suche hat gerade begonnen. Bis jetzt konnten Adam und Mary in dem Census von 1930 in Edgewater, New Jersey, aufgespürt werden, aber es ist nicht bekannt, ob sie Kinder hatten. Frank and Eva Groffmann zogen während des 1910-Census nach Windsor Township, Connecticut, wo er als Farmer erfasst wurde.

Bis jetzt ist es möglich, dass der Rokus Name von diesem Zweig der Familie ausgestorben sein könnte, was die Sache ein wenig erschweren würde, noch einige lebende Nachkommen zu finden. Aber die Suche geht weiter…….

Telgte im Mai 2008